„Geh weider, Zeit, bleib‘ stehn“ – in besten fränkischen Bierseligkeitsmomenten, unter schattigen Kastanien, dort wo dir Flusskreuzfahrtstouristen nicht hinkommen, da wünscht man sich das vor seinem Steinkrug. Dass die Zeit einfach stehenbleibt.

Tut sie aber nicht. Noch nicht mal hoch droben im Jura. Dort war die Brauerei Hübner eine der letzten Bastionen der Kategorie „Bier ohne Strichcode“. Das neueste Bier aus Steinfeld hat aber einen. Und noch dazu ist es ein … Helles.

Fällt jetzt wirklich eines der letzten fränkischen Forts, das nicht auf Euroflaschen-Wegbiere und süßliche Grillparty-Plörre setzen musste?

Skeptisch schaue ich das angenehm schaum-arme, doch glanzfeine Bier vor mir an. Für ein Helles ist es ziemlich dunkel. Und mit 12,5 Grad Plato ziemlich kräftig.

Der Antrunk … schmeckt deutlich mehr nach „Ottobier“ (siehe den Eintrag zum Hübner Vollbier) als nach Münchner Hellem. Etwas moosig, etwas getreideherb, nur ganz leicht süß. Meine Stimmung ist schon deutlich versöhnlicher. Der Mittelteil ist stämmig und CO²-arm. Es herrscht keine fade Getreidesüßlichkeit, sondern eine fruchtige Note vor, wie überreife Stachelbeere.

Der Nachtrunk bringt etwas Bittere an die Zungenränder, doch eher haben die Fruchtnoten das Sagen. Trotzdem bringt der Hopfen einen guten, langen Nachhall.

Fazit: So ein Helles als Neukreation lobe ich mir. Das hat Charakter und schmeckt nach Franken. Oder ist das doch das Ottobier, nur mit anderem „Papperla“ vornedrauf?? Egal. So ein Helles mag ich. Wir sind Lichtjahre von der Augustinertegernseechiemgauplörre entfernt.

Zwei fränkische Landbiere sind heute im Vergleich. Das Steinfelder Hell von Hübner Bräu gegen das Nankendorfer Landbier von Schroll. Mal sehen wie es ausgeht.

Das Steinfelder Hell ist goldgelb und hat einen süßlich getreidigen Geruch. Der Antrunk sagt mir, es ist kein Helles sondern ein Landbier. Es hat einen kernig malzigen Geschmack mit guter Herbe, die wie beim Nankendorfer im Nachtrunk in eine Bittere übergeht. Der einzige Unterschied ist dass das Steinfelder auch über etwas Süße verfügt. Auch hier ist der Körper voll und die Spundung gering. Das ist wieder ein uriges Landbier, kernig malzig mit guter Bittere aber auch mit leichter Süße. Auch so kann ein Landbier sein.

So endet der Vergleich mit einem Remis, hier sollte es keinen Sieger geben, beide sind gleich gut.