Hausbrauerei Altstadthof Maibock
Hausbrauerei Altstadthof, Nürnberg, Bayern
- Typ Untergärig, Bock
- Alkohol 6.6% vol.
- Stammwürze 16.5%
- Empfohlene Trinktemperatur
- Biobier ja
- Dieses Bier ist hefetrüb
- Probier mal sagt kein Benutzer
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Aktuelle Bierbewertung
44% Unsitte Kalthopfung von Zoiglmeister
Seit der letzten Rezension sind wieder einige Monate vergangen. Also geht um den aktuellen Maibock, der mit einem extra Handzettel aufwendig beschrieben wird. Dort sind die mehreren Hopfensorten aufgeführt und wird auf die Kalthopfung hingewiesen. Das Ergebnis ist ein sperriges Bier, was zwar gut gemeint ist, aber unmöglich durchgetrunken werden kann. Wieder ein weiteres Beispiel für diese Unsitte des Hopfenstopfens, was zwar absolut angesagt ist, aber zumindest bei mir keinen Wohlgeschmack, oder wie es sonst heißt Mouth-Feeling hervorruft. Dem mit Bier-Analphabeten besetzten Nachbartisch hats geschmeckt. Ok, wenn davon genügend als Gäste kommen. Bei mir stößt das auf Abwehr, wie gesundes Essen in der Kindheit.
100% Markant, mild und mächtig von Schluckspecht
Ein Kumpel brachte eine 1-Liter-Bügelflasche vom diesjährigen Altstadthof Maibock mit, die wir uns brüderlich geteilt haben und er berichtete etwas von 6 % vol. Alkohol sowie 35 IBU. Genauere Angaben sind mir also nicht bekannt, sehr wohl aber schon mal die Optik: Bernsteinfarben und homogen hefetrüb mit lockerer weißer Schaumkrone, deren Stabilität wenig Kritik erfordert. Einwände wären an dieser Stelle überzogen.
Komplett holt mich aber sowieso der Duft ab, der über blumigen bis harzigen Noten auch eine lässige Fruchtigkeit nach Citrus (überwiegend Grapefruit) und Beeren (unter anderem auch Stachelbeeren) bringt. Hopfen hat dieser Maibock in jedem Fall gesehen, übertrieben oder aufgesetzt erscheint er jedoch absolut nicht. Dies bestätigt sich auch im ersten Schluck, der hopfig und süß vorlegt. Eine absolute Wonne! Etwas Säure bringt bei leicht gemäßigter Kohlensäure etwas Leben ins Spiel, der große Joker ist jedoch die intensiv-aromatische Hopfennote.
Komplett, vollmundig, harzig und fruchtig - unter anderem nach (nicht sonderlich saurer) Stachelbeere - zeigt sich daher auch der Körper, der enorm zum Genießen einlädt und eine hohe Süffigkeit daher lediglich erahnen lässt. Ohne nervige Säure oder störender Bitterkeit wird eine gefällige Süße ausgebreitet mit harziger Kopfnote, die sich bis in den äußerst gefälligen, harzig-harmonischen Abgang trägt. Bereits die mir vorliegende Flaschenabfüllung ist extrem nahe am Optimum, direkt vor Ort sieht es aber tatsächlich noch einen Hauch besser aus. So oder so: Das Ergebnis ist knackig und auf den Punkt.
Kurz zusammengefasst: So stelle ich mir ein Maibock vor! Frisch, kräftig und lebendig mit der exakt richtigen Dosis an Hopfigkeit. Hochachtung gilt hier der Hopfendosierung, die messerscharf im Idealbereich agiert. Süße und Harzigkeit sind optimal in der Waage, dem Genuss steht nichts im Wege. Der erhöhte Alkoholgehalt geht bei so viel Geschmack komplett unter. Somit muss ich meine (tatsächlich noch sehr kurze) Liste der praktisch perfekten Biere um ein Bier erweitern.
99% Vorläufiges Bier des Jahres von Hobbytester
Der letzte Nürnbergbesuch führte mich wieder einmal schnurstracks zur Hausbrauerei Altstadthof, bei der es sich meiner Ansicht nach um die exquisiteste Adresse für Biobier in Deutschland handelt. Zur Verkostung steht hier der saisonale Maibock dieses Jahres. Schon der Geruch offenbart bestes Craftbeerpotential: Man steckt seine Nase unfreiwillig in ein duftendes Spektrum fruchtigster Hopfenaromen von Saphir und Opal, Hopfen wird am besten kalt serviert! Eine leicht alkoholische Bockbiernote vermengt sich damit. Schon der Antrunk offenbart eine fruchtige Note in Kombination mit saurer Herbe.
Im Abgang ergänzen sich Hopfen und Malz schier genial. Dabei präsentiert sich das Bier frisch wie ein Zwickl bester Herkunft! Dieser Effekt tritt selbst einen Tag nach Öffnung der schönen Bügelflasche auf, die Frische ist also unglaublich langlebig und hat auch geschmackliche Auswirkungen, ich denke an ein Eisbonbon!
Der Körper ist wahnsinnig gut komponiert. Die Malznoten ebnen auf leicht brotige Weise ein festes Fundament für die kreativen Geschmackstänze, die die beiden Hopfungen virtuos ausführen. Bei diesem Bier lässt sich wunderbar nachvollziehen, was handwerkliche Braukunst kann! Sie kann uns im Idealfall – er liegt hier vor – auf transparenteste Weise zeigen, wozu ein Bier geschmacklich fähig ist, sie erzählt die Geschichte eines Brauprozesses, der mit unglaublich viel Liebe zum Detail ein solches Ergebnis befördert. Angesichts einer solchen Perfektion bin ich nicht mehr erstaunt, denn ich habe von dieser Brauerei schon so manch Anderes in den Himmel gelobt, weil ich gar nichts Anderes tun konnte. Dennoch verdreht sie mir insofern vollkommen den Kopf, als ich gar keine andere Wahl habe, als am nächsten Tag die zweite Flasche dieses edlen Getränks zu öffnen. Genau wegen solchen Bieren, die über jede tolldreiste Experimentierphase längst hinaus sind, betreibe ich dieses Hobby. Charmante und handwerklich unglaublich solide Vollmundigkeit ermöglicht erst den Auftritt dieses Geschmackswunders.
Schönste Bernsteinfarbe liegt vor, der Schaum lässt schier auf ein frisches Zwickl schließen, das man hier vom Auftritt her zu urteilen in die Flasche gebracht hat, was einer Quadratur des Kreises gleichkommen mag.
Natürlich ist dieses Bier auch sehr süffig, es gilt also nicht: je schwieriger desto besser! Säure und Bitterkeit sind schön aufeinander bezogen, besonders die herbe Nachwirkung ist vom Allerfeinsten, da sie an Citrusfrüchte und eine Maiwiese erinnert. Es gibt genug Kohlensäure.
Fazit: Hier gilt es eigentlich nur noch festzustellen, dass ich einen Hundertprozenter genossen habe, der mich glücklich macht!
75% Rezension zum Hausbrauerei Altstadthof Maibock von Felix
Ein unglaublicher Knall beim Öffnen der Flasche. Es ist kaum möglich, das Bier ins Glas zu füllen vor lauter Schaum.
Der Sud selbst liegt farblich bei trüberem Orange-Kupfer. Sieht aus wie ein englisches IPA und hat einen unwiderstehlichen Glanz. Ein wirklich bildschönes Bier.
Der Duft erinnert sehr an das Helle derselben Brauerei, nur deutlich farbiger und präziser, aber genauso intensiv und gewaltig. Man merkt, dass der Maibock die stärkere Variante dessen ist.
Das Aroma ist geprägt von trockenem Getreidekorn, Salz, Bananenshake (oder Erdnuss, wie es der Hobbytester so treffend formuliert hat), Mandarinensaft, Himbeerbrause (es prickelt in der Tat deutlich) und einem sehr floralen Hopfen mit schärflicher Alkoholnote. Das Bier prägt äußerst komplexe Tendenzen aus. Einseits vegetabil, andererseits salzig, süß, trocken, erdig und blumig. Damit ist es betonenswert vielseitig.
Der Geschmack ist sogleich etwas alkoholischer als erwartet, eine ungewöhnliche Aromakomposition kommt hier auf einen zu. Das Bier ist ziemlich süßlich, zugleich dominiert aber ständig diese eher kantige und trockene Getreidenote, die mir bereits zu fett und muffig wird. Der Alkohol ist ähnlich einer Spirituose und tatsächlich werden Himbeerbrause-Noten ausgeprägt. Der blumige Hopfen wandelt sich in eine merkwürde Richtung. Das Bier entwickelt noch vegetabilere Züge und wird ziemlich trocken.
Der Körper des Maibocks ist im Mundgefühl schlank und weich. Trotzdem ist der Alkohol deutlich schmeckbar, was weniger zu eher filigranen Textur passt. Die Kohlensäure ist gelungen, verschwindet aber trotz ihres pompösen Auftrittes recht ganzheitlich. Ein unerwartet unauffälliger Körper für so ein Rampensau-Aroma.
Der Abgang ist ganz schön bitter und noch vegetabiler. Eine Blumenkohl-Möhren-Spargelnote kommt hier auf, ist eigentlich schon durchweg da gewesen, wenn ich mich besinne. Der Hopfen ist ganz schön kraftvoll und rettet auch noch eine letzte Floralität in den Nachtrunk, zeigt sich aber vornehmlich wurzelig, erdig, herb.
Der Maibock der Hausbraurei Altstadthof ist klar als Maibock zu identifizieren, obschon er aber enorm anders, ja geradezu verkehrt erscheint. Er wirkt auf mich wie verkleidet, zeigt einem nie ein ehrliches Gesicht, sondern zieht immer eine Grimasse, wenn man gerade hinschaut, versucht scheinbar bewusst möglichst unvereinbare Noten übereinanderzuwerfen.
Das Bier lässt eine grundsätzlich floral-hopfige Basis mit zitralem Unterton immer durchscheinen und profiliert sich damit als glänzender, deutscher Maibock. Diese Grundaromatik ist einfach betörend und hervorragend und vermag mich um den Finger zu wickeln. Durchweg allerdings ist das Aroma von diversen anderen Noten begleitet, ich muss sogar sagen gestört. Genau wie beim Hellen der Brauerei gibt es hier dominante Getreidenoten, die eine salzige Idee mitbringen. Diese Salzigkeit empfinde ich bei dem Maibock als gelungener, weil sie hier präziser und weniger erschlagend ist. Doch entwickeln sich immer wieder Störimpulse, die mal vom schneidenden Alkohol, mal von trockener Hopfung zu kommen scheinen. Mal ist es eine zu dicke Banane, mal brennende (Him)Beere, mal auch ein muffiger Pilzton. Jedenfalls sind diese Einschübe stets von unterschiedlichster Art und kaum vereinbar oder zu erwarten.
So gibt der Nürnberger Maibock in gewisses Rätsel, ein bisschen Unverständnis, aber auch ein interessantes Erlebnis mit. Der Bock entwickelt sich ganz klar an der Luft und braucht seine Zeit im Glas, um sich zu ordnen. Auch erschließt er sich kaum mit dem ersten Glas. Dieses Bier sollte über einen längeren Zeitraum getrunken werden und auch - oder vielleicht gerade - ohne große Beschäftigung schafft es dieser Sud mehr und mehr zu gefallen. Er benötigt einige Zeit am Gaumen und mehrmaliges Probieren, um seinen eigentlichen Maibock-Charakter, seinen Kern ans Tageslicht zu fördern. Muss schon zu genau beobachtet werden. Ich bin nicht sicher, ob ungeübte Genießer hierbei wissen, wonach zu sie zu suchen haben, um die vegetabile Penetranz zu überwinden. Der Bock macht es einem unnötigerweise alles andere als einfach.
Ich denke, man kann diesem Bock trotz jedweder Liebe zu Stil und Herstellung keine wirklich geniale Komposition nachsagen, lediglich eine ausgefallene, gelungene. Es stimmt schon, dass ständig irgendetwas stört. Trotzdem hat es dieses Bier enorm drauf, charakterstark und eigensinnig aufzutreten, dennoch aber aus bodenständigster Braukunst geboren zu sein. Das ist klar zu spüren. Der Maibock ist von hervorhebenswerter Qualität, er sprengt die jeden Maßstab, das ist unbestreitbar, und doch ist da stets eine Note, die mir zu viel, zu fett, zu unbalanciert oder an sich untauglich erscheint. Es mag an meiner peniblen Haltung liegen.
Letztlich bleibt es hierbei wohl schlicht eine Geschmacksfrage, ob man sich mit der Vegetabilität, der erschlagenden Hopfenbittere, dem Alkohol und der Getreidewurzeligkeit anfreunden kann.