Das Pils der Berliner Jungs ist lichtgelb, leicht trüb und hat einen grasigen Geruch. Es ist wenig herb im Geschmack, etwas malzig aber ohne ein Alleinstellungsmerkmal. Süffig ist es allemal, das soll wohl auch so sein, Vorglühbier. Der Körper ist pilstypisch schlank, am Ende Durchschnitt.

Von den Berliner Jungs - eine Marke von Brewer's Tribute aus Berlin - kenne ich bislang nur das Pale Ale, doch das hat mich mit seinem kräftigen Geschmack bereits überzeugt. Dem unfiltrierten Pils, hier als "Unser Pils" bezeichnet, möchte ich aber nun auf den Zahn fühlen. Genannt werden 4,8 % vol. Alkohol und 32 IBU, abgefüllt wird in eine nunmehr wieder in die Mode gekommene Halbliter-Euroflasche.

Mit dem Schaum geht das blickdicht hefetrübe, goldgelbe Pils wirklich nicht sparsam um. Der lockeren, grobporigen Schaumkrone ist jedoch keine ewige Haltbarkeit beschert. Es sieht aber angenehmerweise überhaupt nicht nach Mainstream aus, sondern eben noch nach klassischer Braukunst. Die blumig-frischen Noten in der Nase erinnern an Stroh, Wiesenkräuter und Zitronengras. Auch hier hebt sich das Craft-Pils vom gängigen Standard ab. Ich hatte aber auch schon Pils im Glas, welches sich ausdrucksstärker in der Nase zeigte. Das "Unser Pils" gibt sich da eher elegant zurückhaltend. Eine gewisse Süße und etwas Malzigkeit sind erkennbar, ich erwarte hier also keinen bitteren Hopfenhammer.

Der leicht säuerlich-erfrischende, grasig-blumige Antrunk zeigt sich so, als müsse er ein Helles repräsentieren. Es zeigt sich ein frischer und klarer Geschmack mit dezenter Kellerbiernote, aber der Hopfen hält sich noch stark zurück. Als Pils geht das auf den ersten Schluck schon durch, etwas mehr Mut und Entschlossenheit wäre aber durchaus wünschenswert. Dass allerdings kein falscher Eindruck entsteht: Eine halbe Stufe über dem Mainstream-Standard bewegen wir uns hier locker. Schlank und frisch zeigt sich auch der leicht getreidige Körper, der halbherzig eine grasig-krautige Note fortsetzt. Auch hier bietet das Kellerpils mindestens eine halbe Stufe mehr, als man von glattgespülten Pilsenern gewohnt ist. Aber auch hier wäre etwas mehr Mut der Schlüssel zum Erfolg, der Hopfen agiert ziemlich zaghaft. So kämpft sich immer mal wieder ein wenig die Säure nach vorn, die letztlich aber nicht viel Schaden anrichtet bei diesem erfrischend-lebhaften Pils. Ein direkter Kaufgrund leitet sich dadurch allerdings auch nicht ab. Die Süffigkeit geht schon in Ordnung. Durch die wirklich nicht schwach ausgeprägte Kohlensäure wird sie jedoch ein wenig gedämpft. So steht eben die Erfrischung an erster Stelle.

Das bisschen an grasig-krautigen Hopfenaroma verblasst und geht in eine einigermaßen knackige, ein wenig grapefruitartige Hopfenbittere über. Diese ist nur so stark ausgeprägt, dass man zweifellos von einem Pils sprechen kann, in ihrer feinherben Ausprägung zeichnet sie jedoch ein eher mildes und friedfertiges Bild. Das "Unser Pils" will hier wirklich niemanden ausgrenzen, extraherbe Eskapaden überlässt es Anderen. Im Nachgeschmack setzt sich allerdings eine Grapefruit-Note fest.

Unter den handwerklichen Pilsenern hatte ich schon mutigere und kräftigere Exemplare im Glas, aber das Berliner Jungs Unser Pils wählt einen charmanten Mittelweg aus Masse und Craft, bei dem es qualitativ wenig zu meckern gibt. Damit kann es für den solventeren Konsumenten eine Alternative darstellen. Es zeigt nur eben keine einzigartigen Aspekte.

Ist Geschmacksache. Mir ist es zu kräftig und zu wenig süffig. Irgendwie hybrid, IPA meets Pils oder so. Ich bin lieber für klare Verhältnisse. Vielleicht was für Liebhaber.