Vor mir steht eine ungewöhnliche Longneck-Flasche, nämlich mit weißem Schraubverschluss. Womit soll man rechnen, wenn ein Bier „Schuster-Öl“ heißt? Das klingt schon nach schwerer Brühe, die man in der einstigen Schuhfabrikationshochburg „Borkuscht“, also Burgkunstadt, getrunken haben soll.
A propos einstig: Zwar ist die dortige Gick-Bräu noch groß auf dem Frontetikett in Frakturschrift groß und breit präsent, doch in der wirklichen Welt wird dort seit 2007 nicht mehr gebraut, und auf dem Rückenetikett steht auch gar nicht mehr deren Anschrift, sondern diejenige der Püls-Bräu Weismain, wo das Schuster-Öl seither gebraut wird.

Schaum: sahnig, gemischporig, nicht üppig, aber stabil
Farbe: bernstein, glanzfein
Geruch: viel Karamellmalz, insgesamt etwas nach Kindermalzbier

Geschmack:
Der Antrunk ist karamellig-süßlich, dahinter erst einmal eine gewisse Leere. Im Mittelteil röstmalzig bitter, aber in Maßen.
Körper: recht dünn, leider
Rezenz: mittel, feinperlig – was zusammen mit dem dünnen Körper immerhin eine gewisse Lebendigkeit erzeugt
Ein Nachtrunk als solcher ist kaum zu vermelden. Eher ein Ausklang. Nach der Hälfte des genossenen Bieres suche ich immer noch den Hopfen. Ich könnte mir einbilden, beim vorletzten Schluck eine Spur Aromahopfen geschmeckt zu haben.

Kommentar: Ein, tut mir Leid, das ist ein belangloses fränkisches Bernstein-Bier. Sollten Zeitreisen mal möglich sein, fahre ich nach Borkuscht zum Gick ins Jahr 2005 und probiere das Original. Oder reise in die Zukunft, und zwar in das Jahr, in dem man diese Schraubverschluss-Flaschen in einem normalen Getränkemarkt außerhalb des Landkreises Lichtenfels losbekommt.