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Beer like star Saalfelder Jubiläumsbier 100 Jahre Weimarer Verfassung

  • Typ Untergärig, Festbier/Märzen
  • Alkohol 5.6% vol.
  • Stammwürze
  • Empfohlene Trinktemperatur
  • Biobier
  • Hefetrüb
  • Probier mal sagt kein Benutzer
#35290

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Topbier Empfehlenswert Nicht empfohlen
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Bewertungsdetails
Basierend auf 2 Bewertungen
73% Avatar von Felix
54% Avatar von I.M.C.M.

73% Rezension zum Saalfelder Jubiläumsbier 100 Jahre Weimarer Verfassung

Avatar von Felix

Leicht trübes, goldfarbenes Bier mit klarer, feinporiger Schaumkrone. Optisch hat das Bier eher Export- als Märzencharakter.

Geruch: In der Nase ist es sofort äußerst feinaromatisch mit einer grünen Floralität. Es ist viel Hopfen zu spüren, der eine herbe Raffinesse zeigt, aber von leicht fliederigen Blumennoten begleitet wird. Das Bier wirkt aromatisch gehopft, wobei die Hopfung eindeutig von klassischen deutschen Hopfennoten geprägt ist. (Mit ihrer grüngrasigen Frische erinnert die Hopfenaromatik deutlich eher an Tettnanger, denn an Hallertauer.)
Nach einiger Zeit frage ich mich ernsthaft, ob hier eine gewisse Portion Diacetyl mitkommt. Tatsächliche wird die Floralität des Bouquets mit einer leichten Butternote hinterlegt, wodurch der Eindruck von Cremigkeit erweckt wird. Spannend wie eine solche Note in Gesellschaft von sehr blumigem und leichtem Aromahopfen einen durchaus positiven Effekt erzielt.

Antrunk: Das Bier hat einen feinen Antritt, bei dem es aromatisch zuerst schüchtern rüberkommt. Von der Hopfenaromatik ist vorerst wenig zu spüren. Das Export/Märzen ist sogleich geradezu zart und lässt sich kaum in die Karten schauen. Es erhält dabei die Züge eines Bayerischen Hellen, wenn dieses auf seine Blumigkeit reduziert wird. Erst erscheint der Einstieg kraftlos, aber mit der Zeit erschließt er sich einem doch als sehr filigraner Vorlauf für den weiterführenden Ausklang. Und darin wirkt er vollkommen rund und lässt mich anerkennend schweigen.

Körper: Der Körper ist dabei bemerkenswert. Perfekte Balance herrscht hier zwischen Karbonisierung und Mundgefühl. Das Bier ist leicht prickelnd und hält dabei einen dichten, sogar cremigen Körper, der mich an irische Red Ales denken lässt. Die Untergänge Hefe hält allerdings die trockene Stellung und das Bier reißt zu keinem Augenblick in Richtung Fruchtsüße aus. Das Bier bleibt kompakt, aber baut samtige, dichte, cremige Formen aus, die eine deutliche Steigerung zum Einstieg darstellen und sich gleichzeitig ganz organisch aus diesem ergeben.

Nachtrunk: Am Gaumen verschwinden die Kopfnoten extrem schnell, während die Bittere nur fein nachklingt. Vor allem das dichte Mundgefühl bleibt auch im Nachhinein erhalten. Das Bier ist auch hier erst zurückhaltend, aber weiterhin und bis in den allerletzten Abgang zu keinem Zeitpunkt unangenehm. Zum Schluss kommt noch einmal - und diesmal viel deutlicher - jene buttrige Diacetylnote durch. Bei dieser Stärke und ohne die direkte Gesellschaft von der Blumigkeit des Hopfens fällt sie schon eher aus dem Rahmen und könnte auch für den einen oder anderen etwas zu deutlich sein. Ich finde sie auch an dieser Stelle noch nicht übertrieben, aber durchaus grenzwertig. Das Bier stellt eindeutig eine kontinuierlich Steigerung in Aussicht und entwickelt sich ganz markant, wodurch es nach hinten hin - gemessen natürlich am wirklich enorm zurückhaltenden Einstieg - fast schon ins Schlingern gerät.

Das Jubiläumsbier zur Weimarer Verfassung ist ein wirklich feines, sehr zartherbes und sanftes - ich will nicht sagen leichtes! - Bier. Das Lager, das wohl am deutlichsten in die Kategorie "Export" einzureihen wäre, überzeugt durch eine sehr helle Floralität mit süßem Unterton, der von einer dichten Butternote unterlegt wird, die wiederum den Körper sehr positiv beeinflusst. Während die Aromatik des Bieres äußerst fein ist, kann es ein sattes, cremiges Mundgefühl herstellen und widerspricht damit keineswegs seiner Hopfenaromatik. Ohne viel Malznoten kommen hier Hopfen und Hefe einmal auf untergärige Weise gut miteinander zurecht. Auch wenn es zuerst kaum auffällt, so mangelt es dem Bier ebenfalls nicht an Bitterkeit. So zartfein die Aromatik, so nachklingend der Bitterton. Das Bier ist im Antrunk äußerst dezent und baut dadurch umso mehr nach hinten hin auf. Der Abgang kann daher als (in jedem Fall gefühlt!) lang bezeichnet werden. Spannend ist, dass die Aromatik, die sich fast vollständig auf die grasig-blumige Hopfigkeit reduziert, keinen Funken Zitralität aufweist. Für mich ist das Bier stilistisch eindeutig süddeutsch geprägt und trägt darüber hinaus sogar deutliche Einschläge des böhmischen Pilsstils. Da es mit einem klassischen Festbier á la Märzen so wenig zu tun zu haben scheint, wirkt es eher wie eine Kreuzung aus Bayerischem Hellen, böhmischem Pils und norddeutschem Export.
Das Saalfelder trifft wunderbar die Grenzlinie zwischen Zurückhaltung und Selbstbewusstsein. Und auch wenn ich gut verstehen könnte, dass der eine oder andere ihm wahlweise Belanglosigkeit oder Übertreibung (vor allem in Sachen Diacetyl und Bitterkeit) vorwerfen möchte, kann ich dem Bier doch viel abgewinnen. Ich würde es vielleicht nicht immer trinken wollen, aber gerade für die kurzfristige, aber konzentrierte Observation ist das Bier ein bemerkenswert lohnendes Versuchsobjekt. Betont sei außerdem die wunderschöne Farbe des Suds und die äußerst solide, doch elegante Schaumbildung.

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