"Wer probt der lobt seit 1579" - und dieses Mal habe ich von der Brauerei Hebendanz aus Forchheim das Posthalter Lager vor mir, das mit 5,0 % vol. Alkohol in eine Halbliter-Euroflasche abgefüllt wurde und auf eine traditionelle Rezeptur schwört. Gelbgolden und klar steht es mitsamt einer dichten weißen Schaumkrone wie ein Bilderbuch-Bier im Glas - so ähnlich sehen die Oktoberfestbiere auch aus. Der Duft fällt schön malzig-getreidig aus mit nur einer Nuance an Hopfengrasigkeit.

Doch etwas Süße (Pflaume und Honig mit Vanille und Zimt) gibt es direkt im Antrunk. Der mittelvollmundige Körper bildet ein schlichtes, malzlastiges Lagerbier ab, ihm fehlt es jedoch an Spannung und auch ein wenig Frischegefühl - die Kohlensäure agiert zu zurückhaltend. Mit weiterhin unterschwelliger (und zum Glück nicht mastiger) Süße tendiert das Lager die säuerliche Richtung, wogegen der grasige Hopfen nicht hinreichend ankämpfen kann. Mehr als den Hopfen schmeckt man sogar noch angetoastete Malznoten im Abgang.

Ich bin ziemlich enttäuscht, so langweilig muss kein Bier schmecken. Die fränkische Note erscheint mir nur sehr schwach ausgeprägt. Stattdessen überwiegt ein schaler Eindruck (MHD 15.01.2021). Frisch vom Fass ist dieses Defizit sicherlich weg - aber was bleibt, ist dennoch ein nicht gerade spektakuläres Bier, das nicht einmal über eine besondere Süffigkeit verfügt. Trinkbar ist es allemal...

Schaum: gemischtporig, recht flüchtig
Farbe: recht helles, klares Bernstein
Geruch: verhalten nach Honig, leicht süßgebäckmäßig und auch hefig, ein bisschen blumiger Hopfen

Geschmack:

Der Antrunk kommt recht speckig über die Zunge; will sagen: ein breites, volles, süßes Mundgefühl hat man – auch eine gewisse Muffigkeit ist da. Das Aroma von hellem Honig und – vielleicht etwas Pflaume? – dominiert die anderen Geschmäcker, etwa die auch vorhandene zarte Getreidigkeit.

Körper: recht voll
Rezenz : wenig CO²

Nachtrunk: relativ schwach ausgeprägter Hopfen, der dem Bier keine besonders eigentümliche Note mehr mitgibt. Im Mund bleibt die anfängliche Süße, über der ein gaanz leicht blumiger Bitterton schwebt.

Kommentar: Die Mischung aus eher zarten und dann doch süß-wuchtigen Aromen trifft mich etwas heftig. Ich glaube, als Märzen hätte ich dieses Bier auch getrunken – und es hätte meinen Erwartungen eher entsprochen. Die Zartheit der Aromen macht das Bier aber interessant.

Das Posthalter Lager der Forcheimer Hebendanz Brauerei gibt es in der ½ Liter Euroflasche. Auch dieses Bier hat die brauereitypische Etikettierung. Ein riesiges Bauchetikett prangt unübersehbar auf der Flasche. Über die Schönheit lässt sich trefflich streiten, aber jetzt geht es zum wichtigen Teil über.

Im Glas zeigt sich dann ein wenig perlendes, goldenes, blank filtriertes Bier. Die gute feinporige Schaumkrone ist mittelprächtig haltbar. Ein leicht säuerlicher, grasiger Duft steigt in die Nase. Der Antrunk erscheint, trotz 5 vol. % Alkohol, ein wenig wässrig. Auf einem schlanken Malzkörper sorgt eine erfrischende säuerliche Note in Verbindung mit der sehr niedrigen Spundung für eine gute Süffigkeit. Im Abgang gibt es dann auch noch etwas hopfige Herbe im Gaumen. Im Gesamteindruck erscheint dieses Bier sehr leicht. Es ist gut trinkbar, aber reißt mich nicht vom Hocker.