Seit dem 1.1.2017 feiert man in Kemmern den tausendsten Jahrtag der ersten urkundlichen Erwähnung von „Camerin“. Dass die örtliche Brauerei ein Festbier dazu bietet, ist Ehrensache.
Überrascht war ich schon, als ich das erste „Fläschla“ des „Camerin“ Festbieres der Kemmerner Brauerei Wagner in Händen hielt. Erstens von der Flaschengröße: denn eine 0,33l-Longneck bin ich vom Wagner nicht gewohnt. Dann vom matt orangefarbenen Etikett, das, wieder Craft-typisch, auf Retro setzt. Die 50er Farbgebung und das Retro-Design kennt man vom Vollbier, dem jüngsten (!) Wagner-Bier. Geschickt verbunden wird das Ganze dann noch mit dem offiziellen Fest-Logo der Gemeinde Kemmern.

Schaum: sahnig, recht stabil
Farbe: helles Bernstein, glanzfein
Geruch: zitrus-säuerlich, etwas Treber

Geschmack:
Der Antrunk ist vollmundig und getreidig-würzig. Mit 5,5 Prozent recht Festmärzen-typisch, wobei der Körper durch die feinperlige, aber nicht übertriebene Kohlensäure-Frische sehr angenehm unterstrichen wird.
Im Mittelteil kommen die grasigen, leicht blumigen Aromen des Hopfens dazu, wie man sie von den hellen Wagner-Bieren aus Kemmern kennt.
Auch der Nachtrunk paart schön das Kernige des Malzes mit einem aromatischen, am Schluss auch bitter-dezidierten Hopfenausklang.

Kommentar: Das ist ein schön vielschichtiges Festbier, das sicherlich jedem schmecken wird und keinen überfordert. Das Craft-Fläschla hat etwas Wertiges, und der Inhalt verbindet die besten Eigenschaften der Wagner-Biere: schlank, süffig, aromatisch gehopft, dazu mineralische Anklänge des Brauerei-eigenen Quellwassers.
Anhand der Abfüllgröße und des Designs hätte ich vielleicht etwas Gewagteres erwartet – aber ich glaube, ein Dorfjubiläum, das 365 Tage lang gefeiert wird, ist auch nicht der richtige Ort, womöglich gar für ein kaltgehopftes Wagner-"Craft"-Bier. Aber wer weiß … vielleicht ist es im 1001. Jahr Kemmerns soweit? Die ausgetrunkenen Edel-Flaschen sind schon mal da...