Vor vielen Jahren war ich frustriert, weil ich keines der Kräuterbiere abbekommen habe, welche die Versuchsbrauerei Weyermann zum Klosterjubiläum am Bamberger Michelsberg eingebraut hatte. Nun kommt die Entschädigung: „Gruit ʼem all“ – das ist eine Ansage. Auch wenn es sich nicht zu 100% auf die Kräuterbittere verlässt: Vor allen Bitterkräutern ist Hopfen auf der Zutatenliste aufgeführt.

Das Killerbier roch in der Flasche noch nach einem Almdudler-Radler – im Verkostungsglas duftet es intensiv nach bekannten und unbekannten Gewürzen. Die Farbe ist hefetrübes Bernstein. Der üppige Schaum ist langlebig. Als er zerfällt, wirkt er wie echte Crema vom Espresso, mit bräunlichen und beigen Stellen.

Endlich zum Antrunk: Heidewitzka. Das karamellig-cremige Malz hat kaum Raum für sich, denn dann kommen die Bitterkräuter mit Macht. Macht, die Spaß macht. Das ist ein mehr als munterer Hopfenersatz. Die Kräuteraromen sind wie frisch von der Wiese geerntet, und besonders die Schafgarbe meine ich herauszuschmecken, dazu den Wermut. Ich schreibe mal ab, was da alles drin ist: Zitronenverbene, Mädesüß, Schafgarbenblüten, Wermut, Koriander, Wacholder, Rosmarin und Schabzigerklee.

Dieses Bukett ergibt eine richtig appetitliche Bittere.

Im Mittelteil kommt das Malz etwas mehr zu seinem Recht, und schließlich ist eine gute Balance aus Malz und Kräutern gefunden. Der Körper des niedrig gespundeten, ganz, ganz feinperligen Bieres ist herrlich weich.
Der Nachtrunk gibt beidem seinen Raum, Malz und H…, äh, Kräutern. Wahnsinn. Eine Aromatherapie mit 15,8 Grad Plato Stammwürze.

Fazit: Falls der Klimawandel dem Hopfen noch mehr zusetzt – diese Lösung könnte ich mit Freude akzeptieren!