Als kleine Randerscheinung unter den tschechischen Handwerksbieren dürfen die Biere der Familienbrauerei Zichovec gelten, denn sie werden in eine 750 ml-Glasflasche abgefüllt, die unter Anderem auch die Braumanufaktur Schmilka einsetzt. Pfand gibt es hier auch nicht drauf, aber statt eines Schraubverschlusses eben einen altbekannten Kronkorken - sowie natürlich Glas statt eventuell geschmacksbeeinflussenden Kunststoff (man kann sich allerdings darüber streiten, was von beidem umweltfreundlicher ist). Das Zichovec 15 Magor steht mit 5,9 % vol. Alkohol aus - man ahnt es bereits - 15 % Stammwürze im Stile halbdunkler tschechischer Biere, die dem Wiener Lager nacheifern. Genutzt wurden hier die beiden Hopfensorten Sladek und Saazer sowie Karamellmalze. Angesichts von fehlender Pasteurisierung und Filtration verwundert die doch recht lange Haltbarkeit (laut Mindesthaltbarkeitsdatum), die bei meiner Flasche bis Mitte September reicht. Es ändert jedoch nichts daran, dass eine kühle Lagerung bis 8 °C erforderlich ist. Und es gilt in diesem Fall mit höchster Wahrscheinlichkeit: Je frischer, desto besser.

Genug des Vorgeplänkels, länger möchte ich auch nicht mehr warten. Das kräftige Halbdunkel zeigt sich im roten Bernstein opaltrüb mit feinsten Trübstoffen und einer sahnigen, gelblichen Schaumkrone. Der Spiel mit dem Licht tut der Optik gut. Es empfängt mich eine malzwürzige Nase mit nussigen Waldhonignoten. Nicht sonderlich komplex, aber angenehm...

Statt Würzigkeit dominiert im Antrunk eine fruchtig-karamellartige Süße. Ich fühle mich an saftige Kirschen und Pflaumen erinnert. Das Malz pflegt brotige Noten, der Hopfen belässt es bei subtilen Akzenten floraler wie auch erdiger Natur. Süffig und zugleich vollmundig präsentiert sich der malzbetonte Körper. Der Alkohol blitzt angenehm hervor und gibt dem halbdunklen Spezialbier die Mächtigkeit, die es braucht. Auch bei der Säure zeigt es sich noch ausgewogen, auch wenn es mir im sehr mild gehopften, subtil grasigen Abgang eine Spur zu viel wird. Hier wäre aus meiner Sicht etwas mehr Charakter - sprich Kernigkeit und Bitterkeit - wünschenswert. Ansatzweise sind bei aller Süße Noten von Biskuit und Brotkruste erkennbar. Hervorzuheben sind jedoch die Karamell- und Fruchtnoten. Geschmacklich wie auch optisch ist das Zichovec 15 Magor ein angenehmer und süffiger Begleiter zu traditioneller Hausmannskost. Oder auch einfach so...

Und noch ein tolles Bier. Diesmal ein Halbdunkles, die ich normalerweise nicht so sehr mag. Aber hier gelingt eine Symbiose aus karamelligen Malz und hopfigen Würznoten. Es ist aromatisch und dabei noch süffig. So ist es interessant neu und doch bodenständig trinkbar.
Wirklich empfehlenswertes Bierchen.