Nerchauer Pils
Nerchauer Brauhaus, Am Grünen Winkel 1, 04668, Grimma-Nerchau, Leipzig, Sachsen, Deutschland
- Typ Untergärig, Kellerbier
- Alkohol 4.9% vol.
- Stammwürze 12.3%
- Empfohlene Trinktemperatur
- Biobier ja
- Dieses Bier ist hefetrüb
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88% Das ursprüngliche Pils: Harmonisch und lecker von Schluckspecht
Erst seit 2011 gibt es diese Brauerei, deren Konzept konsequent ist: "Der reine, usprüngliche Biergeschmack: unfiltriert und ausgereift!" - und das seit Oktober 2013 sogar in Bio-Qualität. Die Frische hat man sich auf die Fahnen geschrieben, gibt dem Haltbarkeitsdatum so also nur 4 Monate und empfiehlt eine gekühlte Lagerung. Für mich klingt das wie eine gute Alternative zu hiesigen Hausbrauereien, die auf sehr ähnlichem Niveau agieren. Ich bin wirklich gespannt.
Optisch gleich der Wow-Effekt: Der hellelfenbeinfarbene Schaum will gar nicht mehr enden und nimmt zu Beginn weit mehr als die Hälfte des Glases ein. Und er ist dabei sogar ziemlich stabil und ansehnlich mit seinem feinporigen, cremigen Mützchen - weiter aufgetürmt bildet sich eine tolle Blume heraus. Ein farblich sehr schön ausbalanciertes, homogen hefetrübes Gold zeigt sich mit einer feinen, lebendigen Perlage durchzogen. Das sieht wirklich mal nach Bier aus! Und die versprochene Frische kann man auch tatsächlich sehen - das ist mir diesmal definitiv die Höchstwertung wert.
Was wie Bier aussieht, riecht auch danach: Auf einem getreidigen Malzbett legt sich der Geruch einer frisch gemähten Wiese. Sowohl Süße als auch Würzigkeit sind in der Nase erfassbar. Ausgesprochen interessant steigt das Pils ein: Süße, Säure, Würzigkeit und Bitterkeit sind gleichsam in feiner Harmonie vertreten, es wird ein pilsgerecht schlanker und frischer Körper herausgebildet. Die Kohlensäure tritt spritzig, aber nicht zu spritzig auf. Fruchtnoten über Apfel, Pomelo, Pfirsich und Ananas geben frische Impulse. Ja, das Pils ist angenehm hopfenherb und die im Duft erfasste Wiese findet sich auch wieder - grasige, waldige und harzige Noten runden den Geschmack galant ab. Die Hefe hält sich geschmacklich angenehm zurück, sondern verleiht dem Pils stattdessen ein tolles Mundgefühl. Feinfühlig herb mit immer noch präsenten Malznoten klingt das Nerchauer Pils aus - auch das ist überaus gelungen.
Der Geschmack ist - wie sich das für ein Pils gehört - nicht dicht und wuchtig, sondern frisch, harmonisch, knackig und angenehm süffig. Da frage ich mich: Warum ist das hier eigentlich nicht Brauereistandard in Deutschland? Warum gibt es so viele ausdruckslose, langweilig-fade Biere, die das Siegel "Pils" gar nicht tragen dürften? In diesem Fall gibt es wirklich gar keinen Fehltritt und ich kann es Liebhabern hopfiger Biere uneingeschränkt empfehlen. Das Nerchauer Pils hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pilsner Urquell, tritt jedoch weniger süß und dafür herber und eine Spur fruchtiger auf. Weiterhin wirkt sich die fehlende Filtrierung und Pasteurisierung auch geschmacklich aus. Man könnte sagen: Man hat den ursprünglichen Pilsener Braustandard mit heimischen Produkten (Elbe-Saale-Hopfen, Braugerste aus Sachsen) wiederbelebt. Tolle Sache! Da hat man den Mund zum Glück nicht zu voll genommen, wenn man von einem "Spitzen Pils" spricht und "Der reine Genuss!" versprochen wird.