Für die alte Tradition namens "Hamburger Senatsbock", bei der sich nunmehr sogar schon neun Brauereien zusammenfinden und ihren individuellen Beitrag leisten, hat sich die Kreativbrauerei Kehrwieder für das Jahr 2023 eine "Extra Brut Edition" ausgedacht. Das außerordentlich starke Doppelbock (9,0 % vol. Alkohol bei 18 % Stammwürze) soll durch die belgische Saisonhefe einen besonders trockenen wie auch noblen Charakter erhalten haben. Gehopft wurde mit Sorachi Ace, Saphir und Sabro, die für 20 IBU sorgen. Als Foodpairing empfiehlt man Pulled Pork oder klassischen Beef Burger.

Wie auch die anderen Interpretationen des Senatsbock erscheint der Ableger von Kehrwieder sehr dunkel im Glas: Schwarzbraun mit lockerer, anfangs voluminöser, aber zügig schwindender hellbrauner Schaumkrone. Man muss es sich wirklich wie ein dunkles Saison vorstellen. Kernige Karamell-, Nuss- und Dörrobstnoten erreichen die Nase, der Alkohol dringt trocken und angenehm zurückhaltend durch. So erinnert der Senatsbock durchaus an Rum, es gibt jedoch auch eine blumige Hopfennote zu entdecken. Die dunklen Malznoten erinnern derweil an dunkle Schokolade. Dadurch riecht es überaus interessant und vielschichtig.

Sehr spritzig karbonisiert geht es in den Antrunk. Dieser bringt zunächst zwar eine süße Karamellnote mit, wird jedoch schnell trocken und leicht säuerlich. Es kommt eine Fruchtigkeit nach Orange und Pflaume auf. Der problemlos wahrnehmbare Alkohol schleppt Nuancen von Rum mit, während das Mundgefühl wie einer belgischen Blonde oder einem belgischen Saison eher leicht bleibt. In Kombination mit dem überwiegend dunklen Malz sind das durchaus interessante Eindrücke. Neben schokoladigen Noten sind auch würzige Nuancen erfassbar. Gut zur Trockenheit passt der überraschend herbe, fast schon bittere Abgang. Der Hopfen tendiert hier in die krautige Richtung. Alkohol und fruchtige Säure halten sich lange - den Abschluss bilden jedoch die an dunkle Schokolade erinnernden Malznoten.

Der Kreativbrauerei Kehrwieder ist ein kreatives und komplexes Bier gelungen, welches trotz des hohen Alkoholgehaltes und der auch stark wahrnehmbaren Alkoholnote durchaus elegant und auf seine Weise auch schmackhaft daherkommt. Den süffigsten Eindruck hinterlässt es aber nicht, insbesondere der trocken-herbe Abgang erscheint ein wenig sperrig. Die belgische Note kann man nicht verleugnen - und durch die spezielle Hefe ergibt sich dann auch (nach der Maßgabe, dass es ein Doppelbock mit gut 18 % Stammwürze sein muss) unweigerlich der hohe Alkoholgehalt. Gut gefällt mir, dass es zur Erwartung steht: Extra Brut meint hier auch Extra Brut.