Als Session Ale oder Summer Ale würde ich das bewusst recht alkoholarme, obergärige Bio-Mittagsbier bezeichnen, welches mit seinen 3,9 % vol. Alkohol (so besagt es der Eintrag auf der brauereieigenen Homepage) auch neben der Arbeit getrunken werden kann - und vermutlich auch soll. Man kann es aber auch einfach Schankbier nennen, wie es die umgebundene Papierkrause vermittelt. Mit moderaten 18 IBU sind wir von einem klassischen Session IPA noch weit entfernt. Neben Gerstenmalz kam auch Weizenmalz zum Einsatz. Wie immer gilt auch bei diesem Bier von Schwingenheuer: Unfiltriert und unpasteurisiert - daher Kühlung erforderlich.

Ein opaltrübes, helles Bernstein breitet sich unter einer durchaus üppigen Schaumkrone im Glas aus, welches den niedrigen Alkoholgehalt noch verdammt gut verschleiert. Ein Leichtbier - oder meinetwegen Mittagsbier - könnte kaum schöner aussehen. Der charmante Duft bringt saftige, süße Birnen- und Aprikosennoten. Vor allem die Birne ist richtig dominant - als würde man mir die echte Frucht unter die Nase halten. Vom Malz bekommt man nur unterschwellig etwas mit, vom Alkohol gar nichts.

Der Antrunk: Süß, fruchtig, wässrig. Ich fühle mich an diese modischen, aromatisierten Lifestyle-Getränke erinnert, die zwar keine echte Frucht, dafür echten Zucker enthalten. So extrem hatte ich das bei einem Bier, was das Bio-Mittagsbier ja eben immer noch ist, wirklich noch nie. Auch geschmacklich sind Birne und Aprikose dominant. Vielleicht auch eine Spur Litschi. Statt Alkohol herrschen Süße und Fruchtigkeit, statt Malzigkeit obsiegt vielmehr die Hefe. Das Mundgefühl bleibt dabei sehr auf der schlanken, wässrigen Seite. Der mild-herbe Abgang bringt das Geschmacksprogramm knapp und kompakt zu Ende. Erst ganz zum Schluss setzt diese feine, grasige Bitterkeit ein.

Das Bio-Mittagsbier ist wirklich für Überraschungen gut. Wenn ich Alkoholfreie und Mixbiere mal gekonnt ausklammere, hatte ich noch kein Bier im Glas, das sensorisch so wenig wie ein Bier erscheint. Dabei sieht es - ganz im Gegensatz dazu - wirklich noch wie ein Vollbier aus. Auch der Schaum hält sich wacker. Geschmacklich kann ich wirklich nicht meckern, dieser lässige, fruchtig-süße Geschmack hat etwas Charmantes und Erfrischendes. Dennoch könnte etwas mehr zur Geltung kommen, dass wir etwas mit einem Bier mit fast 4 vol. Alkohol zu tun haben. Einen nicht ganz unähnlichen Geschmack bekäme man auch komplett ohne Alkohol hin, daher darf man auch enttäuscht sein. Vielleicht ist es hier auch einfach die Kunst, dass man Hopfen, Malz und Alkohol so gnadenlos gut verstecken kann.