Ich war erst ein skeptisch, habe dann aber doch den Sechserträger des Ulmer Gold Ochsen August's Bock mitgenommen - eine wunderbare Entscheidung, wie sich dann herausstellte! Man sieht also: Ich bin bereits (positiv) vorgeprägt. Aber nun geht es um die Punkte.

Die ersten holt es sich schon bei der Optik. Es zeigt sich ein weitgehend klares Bernstein mit ultrafeinen Schwebteilchen und schönen Farbreflexen. Der cremige, feinporige Schaum ist nicht nur sehr ausladend, sondern überzeugt sogar mit Stabilität. Für einen freudigen Tester sorgt auch der verspielte Duft mit süßen Orangennoten, erdiger Blumigkeit und angeröstetem Karamell. Ich bilde mir dahinter auch eine leichte Essignote ein, die jedoch nicht störend auffällt. Spezieller Aromahopfen aus dem Anbaugebiet Tettnang wurde verwendet.

Fruchtige Orangensüße trifft im Antrunk auf eine blumig-erdige, gesetzte Note sowie viel Malz. Die vier verschiedenen Malzsorten toben sich bereits im Einstieg aus, denn auch eine leichte Röstigkeit ist ausfindig zu machen. Zur milden Süße dient aus Kontrast stets eine feine Würzigkeit. Ein Bockbier kann man besser den Antrunk absolvieren. Und von den 7,1 % vol. Alkohol bekommt man angenehm wenig mit.

Auch der vollmundige Körper bleibt aromatisch, frisch, süffig und mild. Verklemmte Rumtopf- oder Dörrobstnoten verkneift sich das August's Bock im weitesten Sinne. Der weiche, rundum harmonische Körper vermittelt eher den Eindruck eines sehr kräftigen Märzen. Bei so guter Vorarbeit kann der Abgang nichts mehr viel ruinieren. Geschmacklich liefert er auf den Punkt: Hier das vollmundige Malz, dort der aromatisch-feinherbe Hopfen. Eine schöne Röstmalzigkeit, die an frische Brotkruste erinnert, klingt nach. Gern hätte ich das Ganze noch etwas intensiver und länger. Doch so passt es: Der nächste Antrunk knüpft perfekt daran an und hat auch nach halbem Füllstand im Glas immer noch genug Ausdruckskraft. Ein wahrlich exzellentes Bockbier!

Dieser kräftige Bock ist eine Gemeinschaftsarbeit der Ulmer Brauerei 'Gold Ochsen' und der 'August Schell Brewing Co' in New Ulm/Minnesota/USA. Und diesmal kann man sagen, dass Segensreiches aus den Staaten kommt. Eine schöne, Karamellbernsteinenfarbe, eine sehr feinporige und äußerst langhaltenden Krone, kräftiger, aber gut austarierter Alkohol, eine würzige Mischung aus Bitternoten und leichter Süßlichkeit, bei einem dann aber deutlich herben Abgang mit (für mich erfreulich) geringer Sprudeligkeit ergeben einen leckeren Bock. Dazu kommt ein bei Gold Ochsen traditionell geschmackvolles Flaschendesign im Stil der Plakatkunst des frühen 20. Jahrhunderts, das den guten Eindruck abrundet.
Das Ganze könnte für einen Bock meiner bescheidenen Meinung nach etwas kräftiger und körperlicher sein, im Verlauf der Flasche läßt der Eindruck etwas ab - aber unterm Strich ist das ein gelungenes Bier.