Die Berliner trauen sich mit dem Lederhoppen an einen bayerischen Klassiker heran - ganz genau, das Oktoberfestbier! -, verpassen ihm aber eine ganz eigene Note. Das BRLO Lederhoppen wurde mit Magnum, Callista und Hallertau Blanc gebraut - für gemeinsame 22 IBU. Unfiltriert kommt das untergärige Festbier in die 0,33-Liter-Longneckflasche.

Unten opaltrüb und bernsteinfarben, oben cremig und hellbeige: Das BRLO Lederhoppen sorgt für festliche Stimmung im Glas. Die recht grobporige Schaumkrone steht gut und stabil. Blumig-fruchtige, süße Citrusnoten zaubert der Duft in die Nase - untermalt von einer würzigen Grasigkeit und einer dezenten Karamellmalzigkeit. Der Hallertauer Blanc bringt noch etwas Stachelbeere und Maracuja hinein. Im Grunde handelt es sich hier bereits um die Vorstufe eines India Pale Lagers (IPL), da das Hopfenaroma gut zur Geltung kommt.

Im leicht mineralisch-salzigen Antrunk - sind das etwa die angedeuteten Salzkörner auf der Brezel vom Etikett? - wird das blumig-fruchtige Hopfenaroma und die Karamellmalzigkeit bestätigt. Die mineralische Note gibt dem Frischeeindruck jedoch einen erheblichen Dämpfer, ich verdächtige in erster Linie das Berliner Brauwasser. Ausbalanciert, vollmundig und süffig präsentiert sich der Lederhoppen im Mittelteil - mit nur so viel Karamell und Süße, wie es dafür eben braucht. Fruchtigkeit gibt es in Form etwa von Stachelbeere und Grapefruit. Der Hopfen erprobt sich zunehmend mit würzigen Noten, wie etwa auch Kiefer und Salbei. So lässt sich das berlinerisch-bayerische Festbier wunderbar trinken und genießen. Für den Abgang gibt es noch feinherbe, kräuterige Grapefruit-Noten. Wirklich bitter wird der Lederhoppen nicht, allerdings setzt sich am Gaumen eine herbwürzige Note fest, die den gesamten Trunk begleitet und somit die malzige Süße gekonnt abrunden kann. Gerne könnte die Malzigkeit aber noch etwas tiefgründiger sein, an manchen Stellen wirkt das BRLO Lederhoppen ein wenig schal. Das liegt aber auch an der zurückhaltenden Kohlensäure.

Am BRLO Lederhoppen finde ich sowohl gute als auch weniger gute Seiten. Insgesamt ist es aber einfach ein stimmiges Bier sowie eine interessante Neuinterpretation des bayerischen Festbieres. Der feindosierte Hopfen macht seine Sache gut und übertreibt es auch an keiner Stelle - weder bei der Bitterkeit noch beim Aroma. Janz knorke! Bei aller Kritik handelt es sich um ein lecker-süffiges, karamellmalzbetontes, unkompliziertes Festbier. Der leicht mineralische Grundcharakter ist allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig.