Aus der handlichen 1,0-Liter-Bügelflasche kommt in meinem Fall das Gruibinger Bier Brotbier, welches mit 5,6 % vol. Alkohol und dem teilweise verwendeten Altbrot "nachhaltig lecker" sein soll. Diese Art des Bierbrauens, bei dem ein Teil des Malzes durch nicht mehr verkaufsfähiges Brot ersetzt wird, hat eben vordergründig den Nachhaltigkeitsgedanken im Sinn, der hier auch beworben wird.

Ein einigermaßen blickdicht hefetrübes Gelbgold mitsamt einer gut stehenden weißen Schaumkrone kennzeichnet die natürlich wirkende Optik. Der Duft fällt durch kräftig-würzige Malznoten auf, aber auch der Hopfen bleibt mit grasig-würzigen Noten erkennbar. Ergänzt wird das Ganze von einer mir etwas zu starken Karamellsüße. Dass hier Altbrot verwendet wurde, fällt indes nicht großartig auf - was als positiv zu werten ist. Getreidig und malzig ist es, es zeigt sich aber auch eine stimmige Würzigkeit nebst subtilen Alkoholnoten.

Ausbalanciert, vollmundig und ansprechend karbonisiert geht es in den ersten Schluck, der bei etwas Säure vor allem das süße Malz sowie die Hefe erkennen lässt. Man kann sich an Sauerteig erinnert fühlen, aber die Hefe ist hier zum Glück nicht zu dominant. Der etwas höhere Stammwürzegehalt tut dem Brotbier gut und so bietet sich ein vollmundiger, dezent säuerlich-fruchtiger Körper. Dazu gibt es eine sehr fein prickelnde Kohlensäure, die das Brotbier frisch und bekömmlich erscheinen lässt. Geschmacklich ordnet sich die Karamellsüße auch noch etwas besser ein als in der Nase. Dafür gibt es im Anschluss auch nicht so viel Würzigkeit. Der Hopfen ist mäßig bis moderat bitter, während er überwiegend grasige Noten offeriert.

Verkehrt ist das Gruibinger Brotbier auch geschmacklich nicht. Es bildet ein stämmiges und durchaus süffig-frisches Kellerbier ab mit harmonischen Hefenoten, gefällig fruchtiger Säure, filigraner Aromatik und einer ausbalancierten Malzigkeit. In seiner Mitte ist es sogar recht blumig. Salz oder Brotgewürze schmeckt man nicht explizit heraus - das Altbrot bleibt also praktisch unerkannt. Nachhaltigkeit kann also durchaus lecker sein. Man muss sich jedoch auf ein mildes und tendenziell unterhopftes Bier einstellen.