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Unlängst erschien auf Süddeutsche.de ein Artikel von Stefan Weber, in welchem er den um sich greifenden Trend weg von der Standardbierflasche hin zur Eigenkreation unter die Lupe nahm – mit seinen Konsequenzen für unser schönes Pfandsystem.

Am Beispiel von Hasseröder, die im Moment eine millionenschwere Kampagne zur Umstellung auf sechskantige Flaschen ankurbeln, zeigt Weber die seltsamen Verwirrungen auf, zu denen Marketingstrategen im Angesicht sinkender Verkaufszahlen tendieren.

Denn seien wir doch mal ehrlich: Wer sich jetzt Hasseröder kauft, wird es sich auch in Hexagonalpullen nicht nehmen lassen. Hasseröder ist schließlich eine der Marken, die ganz besonders auf den treuen, kastenweise kaufenden Einheitsbiertrinker zählen. Und wer Hasseröder nicht leiden kann, den wird auch eine anders gearbeitete Flasche nicht überzeugen. Ich bin kein Konsumverhaltensexperte, und sicher, es gibt da die Grauzone der Gelegenheitstrinker, aber der Bierkonsum sinkt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Wird eine anders geformte Flasche wirklich die, laut Weber, 30 Millionen Euro in einem vernünftigen Zeitrahmen wieder einspielen?

Vielleicht gelingt das sogar, aber es ist auch nicht wirklich die Kernfrage. Diese lautet nämlich: Warum setzt man als Großbrauerei auf der Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal auf Äußerlichkeiten? Hat sich bei besagter Brauerei mal jemand gefragt, ob das Bier nicht vielleicht einfach zu langweilig ist? Zu austauschbar?

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich hierbei um eine Panikreaktion handelt. Der Grundtenor ist dieser: „Die Leute kaufen immer weniger Bier, und unseres schmeckt so ziemlich wie jedes andere x-beliebige Pilsner auf dem Markt…Was tun, was tun?“ Diese Angst wird geboren aus dem kapitalistischen Expansionsdruck, für den „kein Wachstum“ schon furchtbar ist, sinkende Zahlen aber eine Katastrophe biblischen Ausmaßes.

Dabei sollten wir uns eigentlich freuen. Ja, auch als Freund des Bieres sage ich das: Wir sollten froh sein, dass der Bierkonsum sinkt. Wurde uns nicht von Kindesbeinen an (naja, hoffentlich etwas später) eingetrichtert, mit Alkohol maßvoll umzugehen? Nun geschieht genau das, und man hat nichts Besseres zu tun, als die Leute wieder an die Flasche zu bringen?

Natürlich hängen auch Arbeitsplätze daran, das ist mir bewusst. Aber endloses Wachstum gibt es nun einmal nicht, und wenn der Zenit überschritten ist, geht es abwärts. Traurig, aber wahr.

Wie wäre es denn mit einem erweiterten Sortiment? Nein, nicht das komische „Vier“ oder das ebenso austauschbare „Schwarz“. Brauereien wie Carlsberg und Heineken, mit ihren Hauptprodukten quasi die Verkörperung des ausgelutschten Massengeschmacks, schaffen es dennoch, saisonale Spezialitäten von hoher Qualität überregional zu vertreiben (z.B. „Carlsberg 47“ oder „Heineken Tarwebok“). Einzigartige Biere, von leidenschaftlichen Braumeistern hergestellt, wäre das nicht eine tolle Idee für ein Alleinstellungsmerkmal? Wenn man eine Brauerei betreibt? Ich habe den Paulaner Salvator noch nie in etwas anderem als einer Standardbierflasche gesehen, und er kommt scheinbar gut zurecht.

Das soll nicht heißen, dass eine schön designte Flasche zwangsweise eine schlechte Idee ist. Aber eine besondere Verpackung für ein absolut gewöhnliches Bier grenzt für mich an Vorspiegelung falscher Tatsachen. Es weckt Erwartungen, die das Produkt nicht halten kann, und damit wird Enttäuschung bei allen, die wegen der Verpackung probieren, noch größer sein.

Daher sollte auch der Weg in die Zukunft klar sein, und es kommt nicht von ungefähr, dass er sich mit den Zielen des Bier-Index deckt. „Drink less, but better!“ sagte Bierspezialist Micheal Jackson (Nein, nicht der Musiker!). Schaffen wir ein Bewusstsein für Bier weniger als Rauschmittel und mehr als Genussmittel. Denn auf lange Sicht kann nur Qualität in der Flasche überzeugen, egal wie hübsch diese aussieht.