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Braukunst Live erleben!

– Ein Schritt in die Zukunft des Biers in Deutschland

Es ist an der Zeit, ein Fest zu feiern, wie es so gebaut in Deutschland nirgendwo ein zweites gibt. Genau meine Art, loszulassen. Genau mein Bier, darauf gebe ich Brief und Siegelhopfen. Das einzig Wahre – und irgendwann erfrischt es jeden: Braukunst Live! 2012, München.

Das Braukunst Live! Festival fand 2012 vom 20. bis 22. April statt.Besonders erfrischend war natürlich das Fehlen dieser abgedroschenen Slogans und des dazugehörigen Gersten-Einheitsbreis. Stattdessen präsentierten Veranstalter Frank Böer und sein Team eine bunte Palette lokaler wie internationaler Kleinbrauereien, unter denen Schneider Weisse und das Staatliche Hofbräuhaus in München die Giganten waren.

Ziel des Festivals ist es, dem Besucher die Welt des handwerklich hergestellten Biers zu eröffnen, Klein- und Kleinstbrauern eine Plattform zu bieten und Bier als Genussmittel und Kulturgut zu würdigen. Und weil sich der Bier-Index genau das ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hat, bauten wir am Freitag, dem 20.4. zwischen all den Brauereien unseren Infostand auf.

Der Bier-Index-Stand auf dem Braukunst Live! Festival

Schon im Vorfeld war uns klar, dass uns ein anstrengendes, aber lohnenswertes Wochenende erwarten würde. Die Ansichten des Veranstalters, was ein solches Festival ausmacht, stimmten mit unseren vollständig überein, und so waren wir Feuer und Flamme, unseren Beitrag zu einem gelungenen Fest zu leisten. Und was macht ein kultiviertes Bierfestival aus?

VielfaltDer Teku-Pokal war das offizielle Verkostungsglas des Braukunst Live! Festivals

41 Kleinbrauereien, fast immer mit mehreren Bieren im Angebot, machten es für den Einzelnen völlig unmöglich, alles zu probieren. Die Qual der Wahl sorgte auch bei uns für ein lachendes und ein weinendes Auge, denn jedes fantastische Bier, das man probierte, bedeutete den Verzicht auf ein anderes, ebenfalls grandioses Bier: österreichisches Trappistenbier, mit Steinen erhitzter Granitbock, Tannenwipfelbier, Milk Chocolate Stout, belgische Geuze, Leipziger Gose, fruchtig-herbe India Pale Ales und starke Imperial Stouts – dazu viele Klassiker, die mitunter durch die Verwendung spezieller Malze oder Aromahopfen aufgewertet wurden… die Auswahl war schlichtweg überwältigend.

Genuss

Ausgeschenkt wurde in speziellen Verkostungsgläsern der Firma Rastal, und zwar stets 0,1 Liter. Was dem gestandenen Biertrinker wie ein Schwellenhopser erscheinen mag, betont den Unterschied zwischen dieser Veranstaltung und Besäufnissen unter dem Deckmantel der Bierkultur, wie sie z.B. Oktoberfest und Biermeile leider zu großen Teilen darstellen. Aber ein Bier, das von einem leidenschaftlichen Braumeister einer geschmacklichen Idee folgend mit großer Handwerkskunst eingebraut wurde, verdient Aufmerksamkeit. Grölende Massen und Sturzbetrunkene – Fehlanzeige. Schön zu sehen, dass ein deutsches Bierpublikum bereit ist, sich auf Bier, das mehr ist als nur ein Mittel zum Rausch, einzulassen.
Das Verkostungsglas mit dem Bier-Index-Logo in Weiß bekommt ihr in unserem Bonusprogramm.

Um die Geschmacksnerven weiter zu kitzeln, wurden zudem insgesamt 18 Master Tastings, also moderierte Verkostungen, in ruhigen Nebenräumen veranstaltet. In einer davon mischten auch wir mit.

In einem Gemeinschaftstasting stellten wir zusammen mit der Crew AleWerkstatt, Eric Toft von der Brauerei Schönram und Pietro di Pilato von BrewFist einen Querschnitt durch die traditionelle und moderne IPA-Landschaft vor.
Wir führten zu diesem Anlass das XPA von Schoppebräu ins Feld und traten damit den Beweis an, dass sich auch in Berlin so einiges zusammenbraut.
IPA Collaboration Tasting – Eine Gemeinschaftsverkostung mit BrewFist, Private Landbrauerei Schönram, Schoppe Bräu, Bier-Index, CREW AleWerkstatt

Information

Um Bierkultur zu fördern dürfen graue Zellen natürlich nicht nur vernichtet, sondern müssen auch stimuliert werden. Deshalb konnten interessierte Besucher in Vorträgen rund ums Thema Bier einen Einblick in die fachlichen Hintergründe erhalten und mit kompetenten Referenten fachsimpeln. War die Resonanz am Freitag noch eher verhalten, war der Vortragsraum ab Samstag meist ordentlich gefüllt.

Auch wir nutzten diese Chance, unsere Prognose zur Entwicklung der auf dem Festival vertretenen Bierszene in einem Vortrag zu präsentieren. Wir verglichen diese mit ihrer Schwesterbewegung in den USA und erklärten auf wirtschaftlicher, kultureller und medialer Ebene, wie sich Handwerksbrauerei/Craft Brewing zwischen Internet und Reinheitsgebot weiterentwickeln wird.

Einen Mittschinitt des Vortrags stellen wir euch zur Verfügung sobald wir das Material ordentlich aufbereiten konnten. Die Präsentation zum Vortrag findet ihr hier.

Unterhaltung

Mehr als einmal hatten wir das Gefühl, eigentlich mehr auf der Bühne als an unserem Stand zu sein. Ob wir dabei so unterhaltsam waren, müssen andere entscheiden – unsere Gäste aber waren es auf jeden Fall.

So führten wir Interviews mit illustren Brauerpersönlichkeiten wie Agostino Arioli, Peter Drexler oder Eric Toft, aber auch mit Repräsentanten der wachsenden Biergemeinschaft wie Felix vom Endt (Lieblingsbier.de) oder dem Biersepp.

Das Zusammenspiel zwischen Technik und der Akustik der Halle warf uns zwar hin und wieder Steine in den Weg, dennoch ließen sich immer mehr Besucher dazu hinreißen, unseren Gesprächspartnern Gehör zu schenken. Erwartungsgemäß fand sich zu unserer Podiumsdiskussion zum Thema „Reinheitsgebot – Fluch oder Segen“ die größte Menge ein, um Georg Schneider von Schneider Weisse, Dr. Michael Möller vom Staatlichen Hofbräuhauses in München, Dr. Marc Rauschmann von Braufactum, Markus Lohner von der Camba Bavaria und Timm Schnigula von der Crew Ale Werkstatt debattieren zu hören.

Schien es anfangs, als würde Kritik am Reinheitsgebot keinen Stand haben, entwickelte sich nach einigem Nachhaken aus dem Publikum und unsererseits doch noch eine lebhafte Diskussion, die sogar ihren zeitlichen Rahmen sprengte. So musste die Verleihung des Preises für das Bier des Festivals (Braukunst Live! Darling) um eine Stunde nach Hinten verlegt werden.

Gemeinschaft

Dieser Preis, bei dessen Organisation wir einige Male unsere sorgfältig zurechtgelegten Pläne komplett über den Haufen werfen mussten, wurde unter 17 Teilnehmerbieren ermittelt. Jeder, der ein Bier stellte, stellte auch (mindestens) einen Verkoster – also über 300 Verkostungen an drei Tagen.

Der Aufwand lohnte sich jedoch, denn als am Ende des Festivals die drei Bestplatzierten die Bühne betraten, bot sich ein wunderbarer Anblick:
Gewinner Pietro di Pilato von der italienischen Craft-Beer-Brauerei „Brewfist“, stand mit seinem „Space Man IPA“ neben dem Zweitplatzierten Georg Schneider mit dem „Tap 6 Unser Aventinus“. Hinzu gesellte sich Peter Krammer von Hofstetten mit dem „Hofstettner Granitbock“.

Es war sinnbildlich für den Geist des Festivals, dass ein junger Craft-Brauer aus Italien neben dem Geschäftsführer einer deutlich größeren und sehr traditionsreichen deutschen Brauerei und einer kleinen, österreichischen Handwerksbrauerei stehen konnte, und sich alle zusammen freuten.

Die Verleihung des Braukunst Live! Darling 2012, v.l.n.r: Dirk Hoplitschek, Frank Böer, Georg Schneider, Robert Pazurek, Peter Krammer, Florian Sternke, Pietro di Pilato

Denn die vielbeschworene Gemeinschaft der Klein- und Handwerksbrauer existiert tatsächlich. Dabei meine ich nicht nur, sich in den späten Abendstunden des Festivals an Ständen zu sammeln und bei tollen Bieren einen gelungenen Tag zu feiern, sondern auch die vielen kleinen Dinge: Ob es nun darum ging, dass wir unsere Biervorräte zum Kühlen bei Schneider Weisse im Kühllaster unterbringen durften, oder das Braufactum ihre wenigen Flaschen „Firestone Pale Ale 31“ für unseren Vortrag opferten, vom Mitwirken an den teils chaotischen (und zeitlich sicherlich manchmal unpassenden) Verkostungen zum „Darling Award“ bis zu den Unmengen an Testbieren, die wir am Sonntag nach Berlin schippern durften – uns schlug auf dem Festival nur Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegen, und wir hoffen, davon etwas zurückgeben zu können – auch, indem wir diese Gemeinschaft im Internet aufrecht erhalten und ausbauen, und das Publikum, wie auf dem Braukunst Live!, nicht außen vor lassen, sondern als Teil der Geselligkeit sehen, die Bier zu einem Erlebnis macht.