Beim Quadriga Bière Brut mit 10,5 % vol. Alkohol handelt es sich um das letzte Bier, dass ich noch vom Rügener Adventskalender aus dem Jahr 2021 übrig habe. Das flaschengereifte Brut-Bier hat demnach seine Zeit bekommen - und doch hätte ich noch mindestens bis zum Oktober 2026 warten können. Mit den üblichen Zutaten - also inklusive Weizenmalz, Traubenzucker, Naturhopfen und Hefe - wird bei 8 °C Genusstemperatur ein frischer, weinartiger und trockener Charakter verlautbart. Im Jahr 2018 hat das Quadriga einen World Beer Award in der Rubrik Brut Beer abgeräumt. Das ist zwar auch schon wieder etwas her, aber dennoch aller Ehren wert.

Zunächst golden und klar, wird es mit Bodensatz hefeverschleiert trüb. Darüber steht eine locker-luftige, weiße Schaumkrone, deren Haltbarkeit ausreichend ausfällt. Der fruchtig-mostige Duft erinnert an Federweißer bzw. dessen Hefe. So gibt es auch hier würzig-fruchtige Noten nach grüner Weintraube mit spritzig-frischem Charakter. Den hohen Alkoholgehalt riecht man nicht annähernd heraus. Sinnbildlich gesprochen: Der Federweißer durfte noch nicht sehr lange auf der Hefe gären.

Ein spritzig-perliger Antrunk leitet mit süßlicher, fruchtiger Hefenote ein. Abgerundet wird dieser Eindruck von würzigen Noten nach Piment und Muskat, während der Alkohol sanft (aber bestimmend) nach vorn prescht. Da sich die weintraubenfruchtige Süße wacker hält, wird es nicht unangenehm. Dem malzigen Körper merkt man den Weizenmalzanteil an, der den an und für sich leichten wie auch spritzigen Grundcharakter konterkariert. Die alkoholischen Noten ziehen sich alsbald auch schon wieder zurück und hinterlassen einen würzigen, feinherb mit Harznoten gehopften Abgang, der wiederum die Hefe etwas in den Mittelpunkt rückt. So fällt es final dann auch wieder schwer, an über zehn Volumenprozenten zu glauben. Profiteur des Ganzen sind Zugänglichkeit und Süffigkeit. Im Nachgeschmack geht die Fruchtigkeit stark zurück, stattdessen wird es leicht nussig - das gefällt mir wiederum nicht ganz so gut.

Die Quadriga der Rügener Insel-Brauerei spielt ihre Rolle als festliches Bier gut. Die französische Brut-Hefe zaubert interessante Noten hervor, obgleich ich das Brut-Bier durchaus noch etwas trockener erwartet habe. Für ausreichend Restsüße ist demnach gesorgt. Unabhängig von sicherlich nicht unberechtigten Meinungen würde ich die Quadriga nicht in höchsten Tönen loben, aber es leistet als Spezialitätenbier einen soliden Job. Die (schaum)weinartigen Impusle machen es interessant, während ein malziger Charakter weiterhin erkennbar bleibt. Nur in Relation zum Preis würde ich keine Empfehlung aussprechen wollen - dafür ist es nicht herausragend genug.

Bierbasisstammtisch #4:
Die Flasche wie immer bei den Rügenern mit Papier umwickelt bietet den perfekten Lichtschutz. Der Sektkorken und die Agraffe lassen es sehr hochwertig erscheinen. Der Bierstil steht nicht auf dem Etikett, ich würde es als "Blonde Strong Ale" nach belgischer Art einordnen. Die Farbe ist zitronengelb und sehr trüb, in der Nase fruchtig und gewürzig, das spricht für meine Theorie mit den belgischen Ale Hefen. Für die 10,5% ABV ist das Bier sehr schlank, wahrscheinlich ist ein Teil des Alkohols durch Aufzuckerung entstanden, auch das ist belgische Tradition. Der hochvergorene Körper und die starke Karbonisierung lassen das Bier sprudeln wie einen Sekt, was es für die Verwendung als Aperitiv prädestiniert. Im Geschmack leicht säuerliche aber auch süßliche Aromen vom Traubenzucker. Der Abgang endet alkoholisch bitter. Als Aperitivier bestens geeignet, damit kann man den Prosecco durch etwas Sinnvolles ersetzen.