Im Kater Murr zu Nürnberg hat man immer die neuesten Orcas vorrätig, im Fall des "On Sundays We Do Nothing" gerade noch eine Flasche, die die Chefin Nicole selbst auch noch gerne getrunken hätte, da es sie offenbar durchaus begeistern konnte. "Naja, können wir ja wieder bestellen", sagte sie großmütig und reichte die letzte Einheit dem mit gespitztem Griffel (nein, eigentlich schreibe nicht einmal ich mehr mit einem Griffel) an der Thekenkante lauernden Captain.

Das Saisonbier wurde mit Gersten- und Weizenmalz gebraut, mit Herkules, Saphir und Perle gehopft, es wurden Fichtennadeln aus der Oberpfalz zugegeben (vielleicht hätte es mir mit fränkischen besser geschmeckt), und im Lagertank wurde das Ganze noch mit Rhabarber gestopft, was ihm endgültig die Bezeichnung "Bier" verwehrt. Gut und schön, ich kannte ja Onkel Herberts Rhabarber-Weisse und dachte an ein ähnliches Sommerbier-Erlebnis.

Das alkoholhaltige Hopfen- und Rhabarbergetränk erscheint trüborange mit wenig Schaum, riecht schon ziemlich sauer (da ich keine Ahnung habe, wie ungesüßter Rhabarber jenseits von Kompott und Kuchen riecht, hätte ich ehrlich auf einen Toilettenstein getippt, so chemisch stieg mir die Säure in die Nase). Auch im Antrunk ist es kräftig sauer, noch weit jenseits von dem, was mir einschlägige Gosen und Sour Ales bisher angeboten haben...aber außer sauer und merkwürdig kommt da eben gar nichts mehr, drei verschiedene Hopfen können so für die Minni sein, wenn sie dermaßen untergehen.

Eine solche Lose-Lose-Situation kenne ich normalerweise nur aus der Arbeit: Ich sitze mit langem Gesicht an der Theke und versuche krampfhaft, noch etwas aus den letzten Schlucken rauszuholen, was die Bewertung retten könnte, Nicole schmollt, weil ich ihr das letzte Exemplar weggesoffen habe, das sie gerne noch getrunken hätte (sie wollte mir zwischenzeitlich noch das halbvolle Glas abjagen), und zu allem Überfluss zweifelt Chef Christopher die Sicherung des Nachschubs an, da offenbar nicht allzu viele Einheiten davon gebraut wurden. Sollte noch was kommen, darf sie gerne alles behalten...