Landbierparadies Nürnberg, 18:58 Uhr. Der Chef steht auf dem Hof vor dem Geschäft, das um 19 Uhr schließt. Ich schaue auf meine Uhr, schaue ihn zweifelnd an - und er sagt von sich aus: „Komm’ rein, für einen Gang am Kühlschrank vorbei reicht’s freilich noch!“ (Natürlich auf Fränkisch.) Und ich ziehe kurze Zeit später, ohne mich vom Chef gehetzt zu fühlen, zufrieden wieder ab, mit ein paar handabgefüllten Literflaschen im Rucksack, zum Beispiel vom Uetzinger Metzgerbräu. Bierliebhaberherz, was willst du mehr?

Schaum: schön wattig, 5mm Krönchen bleiben stehen
Farbe: bernsteinfarben, leicht hefetrüb
Geruch: karamellig und ein bisschen säuerlich

Ausgesprochen kerniger Antrunk mit herben Noten von etwas harzigem Waldhonig, etwas Karamell und viel Haselnuss sowie dunkle Roggenbrotkruste. Ein Hauch Buttrigkeit bestimmt den Mittelteil - ich mag das. Die Rezenz ist sehr niedrig, aber das wenige CO², was da ist, perlt ganz fein auf der Zunge.

Nachtrunk: Schon im Mittelteil schleicht sich eine harzig-holzige Herbe an, die den Trunk ganz wunderbar abschließt. Im letzten Nachhall wirkt’s fast noch frisch-grasig und lädt auf den nächsten Schluck ein.

Fazit: Ein Franken-Lagerbier aus dem Bilderbuch. Mehr ist nicht zu sagen.

Das Metzgerbräu Uetzing ist ein Unikat. Die Metzgerei und der Dorfladen sind absolut sehenswert. In einem winzigen Kellerraum teilen sich die Wursttheke und der Bierausschank den Platz. Das Bier ist so beliebt, dass an sonnigen Tagen das nahe Bushäuschen und der Grünstreifen neben der Straße als erweiterter Biergarten dienen. Zum Bier: in der Farbe dunkler Bernstein und blank filtriert mit wenig Schaum. Es hat einen kernig malzigen und leicht rauchigen Geschmack. Der intensive Malzapparat wird ergänzt von einer schönen Hopfennote. Der Hopfengeschmack ist traditionell grasig, die Bittere über Durchschnitt. Ein extrem würziges Bier. Das beste Bier der diesjährigen Frankenreise.

Auf der Heimfahrt aus der Fränkischen Schweiz Richtung Ruhrgebiet habe ich einen kleinen Umweg in Kauf genommen, um bei der Hausbrauerei Reichert in Uetzing einzukehren. Im Land der Nüsse gibt es hier, bei Reichert Schinken und auch Bier, ist dort der Spruch des Hauses. Genau so ist es auch. Hier haben wir es mit einem Metzger und Brauer zu tun der mit viel Herzblut leckere Wurstwaren und Biere herstellt. Alleine der Dorfladen im Keller des Gebäudes ist an Urigkeit kaum zu überbieten. Dort habe ich auch die 1 Liter Flasche erworben die jetzt zur Verkostung kommt. Natürlich wurde auch nicht vergessen Landschinken und Zwetschgenbames mitzunehmen.

Zum Bier: Es enthält 5 % Alkohol, ist Kupferfarben und hat im Glas eingeschenkt nur eine leichte Trübung. Es duftet malzig. Der Antrunk ist sehr würzig und zeigt gute karamellige Süße. Auch eine gewisse Kräuterigkeit darf nicht unerwähnt bleiben. Diese sorgt für die nötige Kantigkeit die ich an fränkischen Landbieren so schätze. Die Rezenz ist knapp, aber völlig ausreichend. Dadurch wird ja auch noch die Süffigkeit gefördert. Im langen Abgang gesellt sich noch eine gute Hopfigkeit dazu. In Uetzing bin ich nicht das letzte Mal gewesen und dann wird auch mehr von diesem süffigen Landbier mitgenommen. Gerne wieder und Trinkempfehlung!