Fast klar gelb im Glas, obenauf eine nicht beeindruckende Schaumkrone, schnell kleiner werdend. Dezenter Duft nach Waschmittel, Typ Passionsblume. Nein, könnte auch eine Duftorchidee sein. Na ja, die Chemie macht heute alles möglich. Und bei belgischen Bieren kann man nie sicher, sein was drin ist. Das Etikett gibt dazu keine Auskunft und auf der Homepage sehe ich nur Blonde und Brune. Zumindest weiß ich jetzt, dass Leffe zu Anheuser-Busch gehört. Schade, wieder eine Illusion in meinem Trinkerleben weniger.Antrunk seicht, um nicht zu sagen langweilig. Im Mund spüre ich zunächst viel Wasser. Langsam kommt ein fruchtiger Geschmack nach Blütenstaub durch. Und erst nach dem Schlucken verbreitet sich dieser im ganzen Mundraum. Von den 7,5 Umdrehungen merke ich nicht viel. Es könnte sich auch um ein normales Pils oder Lager handeln, wenn dieser Orchideenblütengeschmack nicht wäre, Gattung Oncidium. Dazu ein wenig Säure und etwas Hopfenbittere.  Das Royale mit seinem Duft und Geschmack nach einem Oncidium ist genau das Richtige für Orchideenliebhaber. Ein IPA ist es nicht. Und auch nichts für richtige Kerle.

Eigentlich wollte ich das "Leffe Royale Cascade IPA", was der Keller aufgrund meines inzwischen nicht mehr frischen Französisch nicht verstanden hatte. Aber das war eigentlich ein Glücksfall, da er mir stattdessen dieses Bier brachte, das mir viel besser gemundet hat.
Es ist ein schön zusammengestelltes, belgisches Strong Ale mit starken Körper und einem Kopf aus Hopfen. Das Bier ist sehr rund und gleitet erfischend und zugleich sättigend die Kehle hinab.

Bernstein in der Farbe und komplett glanzfein.
Die Blume ist gemischtporig, sehr zerklüftet und mäßig stabil.

In der Nase sehr hefig und süßliche Honigaromen, exakt wie Blütenhonig.
Der Antrunk ist mittel vollmundig und gleich sehr herb. Im Geschmack dezent getreidig und malzig, etwas fruchtig nach Weinberg-Pfirsich, begleitet von der Honigsüße und der stark hopfigen Bittere. Im Nachtrunk bleibt die Hopfenbittere lange am Gaumen.

Ich hätte euphorische 80% gegeben, meine Mitverkoster Christine und Martin überzeugen mich mit 70%.

Leffe ist bekannt führ ihr hervorragendes Bier. Wenn jemand das äußerst gute Leffe Blond mag, das erstaunlich wie ein Tripel schmeckt, der wird vom Leffe Royal überrascht sein. Es setzt tatsächlich noch einen drauf. Eine ganze Ecke bitterer ist's geworden, hat aber noch herrlich viel komplexe, feine Geschmäcke. Oder gerade: Hat noch mehr herrliche viel komplexe, feine Geschmäcke. Insgesamt ist es ein Bier, was man am liebsten an sich anschließen möchte und für immer im herrlichen Geschmack versinken möchte.

Dafür hat es zwar ein wenig zu viel Bitterkeit, aber für die Brauerei ist es auf jeden Fall das Champagnerbier. Etwas Herausragendes!