Biere

Brauereien

Erfolglos gesucht?

Neue Brauereien und Biere aufnehmen

Ran an den Kessel!

Was könnte es für einen begeisterten Bier-Indexler zum Geburtstag wohl Schöneres geben, als sein eigenes Bier geschenkt zu bekommen? Nein, keines dieser charakterlosen Gebräue, bei denen man sich aus künstlerisch fragwürdigen Optionen sein Etikett zusammenschustert, sondern ein selbst eingebrautes Bier? Antwort: Genau, nichts!

Deshalb machte sich der Bier-Index in Begleitung von Roberts besserer Hälfte am 4. August 2012 auf, um Florians Geburtstagsgeschenk einzulösen. Am Vortag erst waren wir gerade noch rechtzeitig den Fängen der Berliner Biermeile entkommen, und da dort von Ausnahmeständen mal abgesehen wenig Bierkultur vorzufinden war, kribbelte es uns in den Fingern, selbst die Ärmel hoch zu krempeln und für besseres Bier in der Republik zu sorgen.

Brewbaker-Brauanlage und die Versuchsbrauanlage Da aber nur einer von uns, nämlich Robert, über Heimbrauerfahrung verfügte, hielten wir es für angebracht, uns fachkundige Unterstützung zu suchen. Also machten wir uns morgens auf, um Michael Schwab, dem BrewBaker, in der Markthalle Moabit unsere Aufwartung zu machen, einem Brauer, der für seine innovativen und mutigen Biere (wie seine Berliner Jahrgangsweiße, das Berliner Weihnacht Ginger Bread Strong Ale oder das Elderblossom Ale) berühmt und berüchtigt ist.

Etwas zu früh trafen wir ein. Zeit genug also, um in der Markthalle schnell noch einen Kaffee beim türkischen Bäcker anzugreifen, um dann hellwach an die Arbeit zu gehen. Diese „Arbeit“ entpuppte sich als dem biergeprüften Redakteur sehr vertraut, denn zuallererst öffnete Michael Schwab den Begrüßungstrunk. Nicht nur eigene Kreationen brachte er mit, sondern auch Beispiele vorheriger Braukurse. Dieser Tag stand also schon von Anfang an nur unter dem Zeichen des Bieres.

Flo beim Rühren der Maische Zunächst ging es in den Keller um Hopfen und Malz auszuwählen und letzteres zu schroten. Nach der schwülen Hitze, die draußen und in der Halle geherrscht hatte, bekamen wir fast einen Kälteschock. Flo, als Geburtstagskind federführend in Auswahl der Ressourcen, hatte sich für ein Pale Ale als Sorte entschieden, und lauschte nun den weisen Ratschlägen des Braumeisters, um sie dann allesamt zu ignorieren.
Nun ja, ganz so schlimm war es nicht, aber dennoch auffällig, mit welcher Regelmäßigkeit Flo im Verlauf des Tages die von Michael vorgeschlagene Menge mit einer völlig unabsichtlichen Handbewegung und einem saloppen „Upps!“ überschritt.
Letzten Endes waren folgende Zutaten vereint: Wiener Malz, Biscuitmalz und Cara Ruby, sowie Amarillo, Willamette und Styrian Golding als Hopfen.

Während wir zunächst die Würze kochten, gab es Frühstück. Mehr Bier und mehr Kaffee sorgten schon jetzt für eine recht ausgelassene Stimmung, eifrig wurden die Versuche vorheriger Kurse untersucht. Nebenbei versuchte Michael, uns mit Hilfe eines Pamphlets noch weiteres Grundwissen über das Brauen zu vermitteln. Leider gingen aber zumindest meine grauen Zellen beim Anblick der Formel zur Bestimmung der Hopfengabe auf Basis der Alphasäure in einen sofortigen Generalstreik (Nicht, weil sie so kompliziert wäre…das ist eine Angewohnheit aus der Schulzeit).

Finger mit Treber: Das Zeug klebt… Beim Läutern sorgte Flos „Upps!“-Mentalität dann erstmals für Probleme. Statt der üblichen Menge von ca. zweieinhalb Kilogramm Malz hatte ihm Michael die absolute Maximalmenge von 3,8 kg (auf 20 Liter Bier) zugestanden, und staunte nun nicht schlecht: Der kleine Läuterbottich (ein Konstrukt Marke „Eigenbau“ aus zwei Eimern, einer mit Löchern im Boden) hatte so seine Probleme, alles sauber und ohne Verstopfungserscheinungen abzuseihen. Mit ein wenig persönlicher Aufmerksamkeit war aber auch dieses Hindernis schnell umschifft.

Reinigungskampf nach dem Einmaischen Als wir zur Hopfengabe schritten, kam erneut Flos unruhige Hand (schieben wir’s mal der Aufregung zu) ins Spiel und sorgte eigentlich bei jeder Sorte für einen „Upps!“-Moment. Aber mal ehrlich - Was hätte Michael von einem ausgemachten „Hophead“ wie Flo auch erwarten sollen? Wir sind jedenfalls gespannt auf ein Bier, das ein bisschen zu viel von allem hat.

Als die Getränkevorräte sich dem Ende entgegen neigten, gab es dann noch ein zünftiges Schnitzel zum Abschied, damit wir nicht ohne was im Magen nach Hause wanken mussten. Leicht benommen, aber in der Hoffnung, ein brauchbares Gebräu fabriziert zu haben, begaben wir uns auf den Heimweg.
Was uns wohl nach der Gärzeit erwarten wird? Wird Flos „Birthday Brew“ in die Geschichte eingehen? Wird es als „Upps!PA“ ein neues Genre definieren? Oder wird es sang- und klanglos untergehen in Malz- und Hopfennoten, die sich gegenseitig auffressen?

Wir halten euch auf dem Laufenden!