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Erfolglos gesucht?

Neue Brauereien und Biere aufnehmen

Lightkultur des Bieres

Erinnern Ihr Euch noch?

Es ist nun schon einige Jahre her, dass die Schwemme der Leichtbiere unser schönes Bierland überrollte. „Beck’s Gold“ machte den Anfang, und inspiriert von dessen Erfolg produzierte plötzlich jede Großbrauerei, die etwas auf sich hielt, eine besonders leichte, bekömmliche Version ihres Hauptproduktes.

Das Ziel?

Modern sein, im Trend liegen. Durch die Erschließung neuer Kundenkreise dem sinkenden Bierkonsum (und damit Umsatz) entgegenwirken. Junge Männer und Frauen sollten durch massenverträgliche Geschmacksgebung an den Zapfhahn gelockt werden.

Und so sah man sie bald zuhauf durch die verschiedenen Medien geistern: Schöne, junge Menschen, die in schönen, jungen Händen frische, perlende Biere hielten, deren glitzernd goldene Farbe durch die nun endlich glasklaren Flaschen leuchtete (ermöglicht durch ein alternatives Glasherstellungsverfahren mit veränderter Lichtbrechung).

Hat es sich gelohnt? Nun ja…Der Bierkonsum geht weiter zurück, trotz aller Biermixgetränke (in der Redaktion liebevoll „Bierup“ getauft) und des oft propagierten Breitenalkoholismus unserer Jugend. Immerhin haben sich die Lightbiere einen festen Platz in den Regalen und an den trockenen Kehlen der deutschen Biertrinker erkämpft. Heutzutage stehen sie ganz natürlich neben herben Hopfenschleudern und süßlich-starken Malzmonstren, und genießen die Akzeptanz der einen und ertragen die Ignoranz der anderen.

Dabei war das nicht immer so. Was habe ich auf die neue Lightkultur geschimpft, als sie uns erreichte? „Amerikanisierung der deutschen Bierkultur“ wurde sie genannt. „Mineralwasser mit Hopfenauszügen“ ulkte ich über die geschmackliche Tiefe einiger Produkte.

Dann aber hatte ich ein Aha-Erlebnis: Eines Tages war ich bei einem Bekannten zu Gast, und über einige Flaschen höflich gelobter Hopfenkaltschale kamen wir zum Thema amerikanische Biere. Diese verfluchte jener Bekannte. Wässrige Plörre sei das, weichgespülte Massenware. Kein Vergleich mit deutscher Braukunst, postulierte er…in der Hand ein leichtes Krombacher Extra Mild aus meinem Sechserpack.

So kam ich ins Grübeln. Hatte ich den Lightbieren Unrecht getan? Versteckt sich in der daraus folgenden Erkenntnis gar eine tiefere Wahrheit?

Denn letztlich hat jedes handwerklich ordentlich gebraute Bier seinen Platz in der deutschen Bierlandschaft, egal wie und ob es dem Einzelnen gefällt. Jedes Bier hat seinen Moment, und so gibt es auch Situationen, in denen ein ausgemachter Bockbierfreund wie ich ohne zu zögern nach einem Lightbier greift. Denn bei 25 Grad im Schatten pfeift man auf geschmackliche Tiefe. Da geht es um Frische, Verträglichkeit und eine niedrige Temperatur (bei welcher man ein tolles Aroma eh nicht mehr wirklich bemerkt).

Also schaut nicht so abfällig auf die kleinen, andersfarbigen Flaschen, denn obwohl wir eine traditionsreiche, charakterstarke Bierkultur haben, wird es Momente geben, in denen es Euch nach ihrer sanften Seite verlangt. Vorurteile zeugen nie von viel Weitsicht, und etwas zu verurteilen, auf das man sich (zur richtigen Zeit) noch nicht eingelassen hat, erst recht nicht.

Jetzt haben wir neben der Bier-Leitkultur eben noch eine Bier-Lightkultur. Ihr müsst sie nicht mögen, aber Ihr solltet sie akzeptieren, denn sie hat ihren Nutzen, selbst wenn nicht für Euch.