Ich muss sagen, auf diesen Zufallsfund war ich sehr gespannt. Das Etikett hat ein so was von geradliniges 70er Jahre-Styling ... der Wahnsinn. Schlicht, geradlinig, durch einen Diagonalstrich zweigeteilt, steht links das brachiale Brauereiwappen auf weißem Grund, während rechts ein stilisiertes Bockshaupt auf Goldgrund grüßt. Großartige Schrifttype – deren Inhalt sich auf das Nötigste beschränkt: Neben Biertyp, Brauereinamen und Ort steht unten nur klein und karg: „BRAUEREI – FÜLLUNG / BAYERN“. Als wäre der Aufkleber vor 40 Jahren günstig in Riesenauflage bestellt worden, um nun Jahr für Jahr aus dem Etikettenlager geholt und nach und nach eingesetzt zu werden. Das Verfallsdatum (21. Februar) ist mit Hand aufgestempelt und kann, sofern Abfülltag und Monat gleich bleiben, auch wiederverwendet werden, denn die Jahreszahl fehlt. Ebenso die Prozentangabe an Alkohol. Die Zutaten sind über den Kronkorken erschließbar, der das Einhalten des Reinheitsgebots bezeugt.

Endlich zum Bier:

Schaum: fein- bis mittelporig, wattig und recht stabil
Farbe: kastanienbraun, glanzfein
Geruch: schwach ausgeprägt, leicht maischig

Geschmack:
Der Antrunk bringt zuallererst ein weiches Mundgefühl. Dann folgen zarte, aber wirklich zarte Aromen von trockenen Früchten, Nüssen, etwas Karamell. Leicht süß, mit harzigen Tönen.
Körper: mittel; nicht wuchtig, nicht mastig
Rezenz: mittel; komischerweise erinnert mich die perlige Frische an ein mildes Mineralwasser...
Der Nachtrunk ist eher ein Ausklang. Eine einfache Hopfigkeit, artig im Hintergrund.

Kommentar: Ich war auf Kerniges gefasst, aber dieser Bock ist ein sehr braves Tierchen. Er trinkt sich mit Leichtigkeit weg. Und ist dabei mild, ja zart. Kann man ihm das zum Vorwurf machen? Ich tu’s nicht. Mir hat er sehr gemundet.