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Beer like star Vaust Pilsener

  • Typ Untergärig, Pils
  • Alkohol 4.9% vol.
  • Stammwürze
  • Empfohlene Trinktemperatur
  • Biobier
  • Dieses Bier ist hefetrüb
  • Probier mal sagt kein Benutzer
#21156

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Topbier Empfehlenswert Nicht empfohlen
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Bewertungsdetails
Basierend auf 1 Bewertung
75% Avatar von Felix

75% Rezension zum Vaust Pilsener

Avatar von Felix

Das Pilsener von Wolfgang Grabolle ist nicht filtriert und dementsprechend gelblich-trüb bei guter Schaumbildung vom Hahn.

Der Geruch ist interessant und ungewöhnlich. Hier paaren sich ganz unterschiedliche Eindrücke, doch keiner von ihnen ist wirklich intensiv oder vordergründig. Einerseits ist die Hefe riechbar, was ungewöhnlich für Untergärige ist, in Anbetracht der Naturtrübe jedoch nachvollziehbar. Zum Zweiten flimmern immer wieder einander ergänzende und doch auch kontrastierende Aromen auf: Das Bier ist ziemlich würzig mit sogar schärflicher Duftnote, die mich an den Geruch indischer oder chinesischer Läden erinnert, sie hat etwas von Weihrauch oder Räucherstäbchen.
Zugleich auch sanfte Noten von Ingwer, Zitronenschale, Hefesäure und angedeuteter Blumigkeit, wenn auch allesamt zurückhaltend.
Würziger Hopfen und duftige Hefe bestimmen die Aromatik.

Der Geschmack zeigt eine trockene Bittere im Aroma bei merkbarer Zitrussäure, zugleich aber auch eine butterweiche Form. Dominierend ist die kräftige Würze des Saazer, die hierbei geradezu urtschechisch durchkommt (40IBUs). Das Bier ist lang nicht so schlank wie so manches deutsche Pilsener. Trotz der aromatisch enormen Würze, ist der Grundeindruck beim Trinken eher mild und geschlossen.

Der Körper ist weich und voll, aber trotzdem süffig. Er erschlägt nicht.
Ganz hervorragend finde ich die Kohlensäure, die auch bei sehr langsamem Genuss konstant das Bier frisch hält, immer wieder beim Aufschütteln lässt sich ein leichter Schaum gewinnen, das Bier wird scheinbar niemals schal, was natürlich beim Essen mit das Wichtigste ist.

Der Abgang ist kräftig bitter und rinnt trotzdem ganz schwerelos den Gaumen herunter. Die Fülle des Bieres steht de facto in keinem Widerspruch zu Säure und Bittere. Retronasal passiert hier so Einiges, doch wirklich eindeutig ist nichts davon.

Das Pilsener der Brauereigaststätte Vaust in der Nähe des Berliner Savignyplatzes ist ein für meinen Geschmack gelungenes Pilsener vom Hahn, das auch nur dort und so gekostet werden sollte, denn gerade die Lebendigkeit des Lokals verleiht ihm seine Fähigkeiten.
Es ist unauffällig und müht sich überhaupt nicht ab, etwas Besonderes darzustellen, lässt aber durchweg und eindeutig durchscheinen, wie urig und ehrlich es gebraut ist. Wenn auch innovativ definitiv nicht das Wort der Wahl ist, so macht es einen grundsoliden Eindruck, den ich mehr als sympathisch finde.
Die reine Technik an diesem Bier ist enorm praktisch und wirkungsvoll. Es hält seine Frische ohne mit der Wimper zu zucken über einen äußerst langen Zeitraum konstant und tut damit seinem Job als Essensbegleiter (wofür es ja gebraut ist) alle Ehre.
Seine Textur nimmt unheimlich Aroma auf, ist durch die hefige Weichheit geradezu füllig und schluckt damit all die überschüssige Hopfenbittere. Es dosiert sich praktisch selbst und hält sich selbst die perfekte Waage zwischen allen Aromen. Tendiert dabei leider an manchen Stellen ein wenig zur Belanglosigkeit.
Das Bier ist gleichwohl ein wirklich leckeres, funktionales Gebräu nach urtraditionellem Bild, wie man es selten bekommt. Ich finde sehr sympathisch, dass die verschiedenen Sude immer mal wieder ein wenig anders schmecken (das gilt auch für das zweite, im Vaust erhältliche Bier). Schön, mal wieder ein Produkt unter der Nase zu haben, das eindeutig noch lebendig ist. Teilweise säuerliche, brettanomycesähnliche Aromen verzeihe ich da voll und ganz, sie reichern das Bier noch geradezu an, könnte es doch an mancher Stelle durchaus energischer und eindrücklicher sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so manchem Gast nicht in Erinnerung bleibt. Das finde ich bei derartigem Handwerk schade.
Als Verbesserungsvorschlag würde ich anmerken, neben den sehr erdig-würzigen Saazer vielleicht noch einen saftigeren, süßeren, alternativ auch zitraleren Aromahopfen zu stellen, der den so anschmiegsamen Körper runder ausfüllt bzw. spitzer gestaltet (Saphir oder diverse amerikanische Aromahopfen fänd ich sehr schön). Das Pilsener ist angedeutet saftig, könnte aber eine deutlichere Fruchtnote wunderbar vertragen. Weil es ja schon keinerlei Getreidigkeit besitzt, müsste dieser gewonnene Raum vielleicht einfach ausgefüllt werden.
Diese Biere gibt es nur direkt vor Ort im "Vaust" zu trinken und sie passen auch nur genau dort hin. Unauffällige, aber handwerklich gut gebraute, traditionelle, immer mal andere Biere, die lebendig sind, wie ihre Erzeuger und wunderbar zum wirklich hervorragenden Essen passen. Eine Gaststätte, die ich jedem ans Herz legen möchte, weil hier Genuss, Kultur, Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit noch wirklich gelebt wird und es immer Spaß macht, dort auf Augenhöhe einen Abend zu verbringen.

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