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Beer like star Lervig - Saison

  • Typ Obergärig, Saison
  • Alkohol 6.6% vol.
  • Stammwürze
  • Empfohlene Trinktemperatur
  • Biobier
  • Hefetrüb
  • Probier mal sagt kein Benutzer
#27964

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Aktuelle Bierbewertung

Topbier Empfehlenswert Nicht empfohlen
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Bewertungsdetails
Basierend auf 2 Bewertungen
89% Avatar von Felix
78% Avatar von maui

89% Rezension zum Lervig - Saison

Avatar von Felix

Immense, doch grobporige Schaumbildung, die sich nach kurzer Zeit zu kontrahieren beginnt und schließlich perfekt cremig und feinporig verbleibt. Der Sud selbst ist hellgelb und blass, dabei sehr trüb und von starker Karbonisierung gezeichnet.

Der Geruch ist vordergründig sauer und dahinter süßlich. Mehr als bei anderen Saisons wird hier die Zitralität betont und die Zuckrigkeit eher in den Hintergrund gestellt. Die Säure ist aber definitiv auch hefebedingt. Hefige Noten mischen sich mit Zitronengras, Zitronenschale, deutlicher Bitterorange und etwas Hopfen.

Im Mund ist das Bier sofort unerwartet hopfenbitter mit einer sehr herbalen Prägung. Äußerst trocken mit anrollender Pelzigkeit, die die gesamte Zunge von vorn nach hinten überkommt und schließlich in einer konzentrierten Hopfenbitterkeit am Halseingang verbleibt wie ein Pils norddeutscher Art. Um diese Bitterkeit herum bewegen sich hier und da einzelne Noten. Ginsengwurzel und Ingwer, Zitronenschale und Apfel, Erdigkeit, Salz. Facettenreiche Subnoten umwerben die pelzig-trockene Hopfenbittere.

Der Körper ist hefig geprägt, ohne richtig bauschig zu werden. Die Kohlensäure steuert wunderbar dagegen und gibt dem Bier eine Menge Frische mit. Die Textur ist sehr weich und angenehm, könnte vielleicht noch etwas fester sein. Die Konturen des Bieres erinnern an das warme Fell einer Hauskatze.

Der Abgang ist gar nicht mehr so bitter, aber sehr lang und hält die Hopfung. Auch die Ingwernote steht und bleibt als Überrest der komplexen Aromatik. Auch von der sehr bitteren, leicht scharfen und erdigen Ginsengwurzel spürt man noch viel. All diese Wurzelklänge finden sich zusammen und kulminieren in einer sehr intensiven Note von Tee, von Grünem Tee, der zu lange zog, bis zu etwas öligem Oolong, der durch die Halbfermentation kratzigere, dunklere Farben erhält.

Charakter: Das Lervig Saison ist ein bunter Vogel. Es macht Spaß und ist humorvoll. Seine Tiefe zeigt es unerwartet direkt, wo sein äußerer Schein eher oberflächlich oder eindimensional wirkte. Doch ist man erstmal im Gespräch mit diesem Bier erschließen sich vollkommen ungeahnte Welten. Es hat eine Erfahrung, von der man erstaunt und fasziniert mehr und mehr lernen möchte.

Das ganze Saison hat einen sehr wurzeligen, erdigen Charakter, obwohl es zugleich vor allem mit hellen Hefe- und Zitronengrasnoten aufwartet. Es ist sehr würzig mit Hang zur Schärfe und bringt sogar Assoziationen von Meersalz hervor. Ein Bier, das kulinarisch-asiatische Klänge in sich birgt und wahrscheinlich hervorragend zu Morcheln passt. Es bezieht sich auf thailändisches, chinesisches und japanisches Essen zugleich.
Es ist wirklich erstaunlich, wie verknotet und instabil dieses Saison noch beim Riechen wirkte. Wie einseitig auch und nicht wirklich der besonderen Aufmerksamkeit wert, sofern man es in einen Vergleich mit anderen Saisons setzt. Seine etwas andere Art fällt aber gleich auf.
Im Mund dann gibt es keinerlei Explosion und doch ist das Bier unheimlich wandlungsfähig. Es wechselt ständig seine Farbe, wobei es zugleich einen harten, unnachgiebigen Kern aus purer Hopfenbitterkeit besitzt, der mir fast identisch scheint mit der Jever-Bittere. Doch die Aromatik des Bieres variiert stark und bewegt sich von erdigen, dumpfen Wurzeltönen über hellste Zitronenschale, aufgeladene Bitterorange und sanftmütge Hefeklänge bis hin in plötzlich ausbrechende Schärfe, Salzigkeit und Würze, die aber charakterlich total weich und leicht erscheinen. Eine abrundende Süße muss immer mitspielen und trägt das ganze Akrobatenspiel, wird aber selbst nicht spürbar gemacht. Die Bitterkeit geht fließend von Geschmack zur Haptik über und gibt eine betörende Pelzigkeit an die Zunge ab. Wunderbar trocken entwickeln sich aus diesem Mundgefühl die verschiedenen Wurzel- und Erdtöne, die schließlich sogar münden in klar Noten von grünem Tee. Ja, dieses Bier ist auf die ihm eigene Weise sehr asiatisch. Und es wird von Schluck zu Schluck komplexer und faszinierender, und wenn man Freund ist von den bitteren Grünteenoten und auch mit der Kombination aus Zitrone und Schärfe etwas anfangen kann - wie man es häufig bei thailändischem Essen hat (Zitronengras und Chili) - der wird hier sein Glück finden. Außerdem ist es unfassbar, wie süffig und leichtfüßig dieses Bier bleibt und niemals irgendeine Form von Extrem zeigt, obwohl seine Noten durchaus dazu in der Lage wäre am Gaumen zu explodieren. Das ist wirklich auf die einfache, ihm eigene Weise wunderschön und es macht richtig Spaß, sich in dieses Bier hineinzubegeben. Eine spannende, vielseitige Erfahrung.

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