Bier des Monats Juni 2015
Pyraser Herzblut Liebe im Kornfeld
Pyraser Herzblut - Vom Nonnenfalter zum Dauerbrenner
Ihre Existenz verdankt die Pyraser Landbrauerei einem Schädling - dem Nonnenfalter. Aufgrund seines Befalls hatte Adam Benreuther, Vorfahre der heutigen Brauereiinhaberin Marlies Benreuther, im späten 19. Jahrhundert eine Menge Holz vor der Hütte - all die aus Not gefällten Bäume nämlich. Da niemand den Kram wollte, entschloss er sich kurzerhand, daraus eine Brauerei in Pyras zu errichten, in der dann 1870 zum ersten Mal Bier floss.
Heutzutage fällt die Pyraser Landbrauerei vor allem dadurch auf, dass sie trotz einer Bierdynastie, die in Deutschland bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, stets bemüht ist, nicht den Anschluss an das aktuelle Biergeschehen zu verlieren. So hat es die Herzblut-Serie zurecht zu einiger Bekanntheit unter Freunden handwerklicher Braukunst gebracht.
Anlässlich des neuesten Sprösslings der Reihe wird es Zeit, dass auch wir der fränkischen Brauerei zu ihrem unermüdlichen Einsatz gratulieren. Denn auch wenn nicht immer alles klappt, das Wichtigste bleibt das Bier, und das passt schon.
Bier des Monats März 2015
Buddelship Mitschnagger Pilsener
Auf zu alten Ufern, mit neuem Bier!
In einer ehemaligen Fischräucherei und -konservenfabrik in Hamburg-Stellingen hat sich Simon Siemsglüß, Gründer der Buddelship Brauerei, eingerichtet ? und das nicht im kleinen Stil. Zumindest für die Welt der Kleinbrauer und Start-Ups ist die 10-Hektoliter-Anlage mit allem Drum und Dran ein finanziell gewagter Schritt.
Der heimgekehrte Weltenbummler hält sich auch nicht mit ein oder zwei Einführungsbieren auf, um den Markt anzutesten, sondern wirft gleich zwei Serien auf den Markt: ?Auf See? umfasst vier internationale Bierstile, ?Heimathafen? stellt ihnen vier hiesige Sorten entgegen. Darunter hat es uns besonders das Pilsener namens ?Mitschnagger? angetan. Noch schlank genug, um stilgerecht zu sein, aber doch mit einer spürbaren Extraladung Hopfen und Malz, ist es ein wunderbares Beispiel für die feinen Unterschiede zwischen Massenmarkt und handwerklichem Brauen.
Wer beim Mitschnagger mitschnaggen will, findet dazu im Testbereich Gelegenheit.
Bier des Monats November 2014
Kuehnes Blondes
Kühn und elegant ? ein Wit à la mode
Kuehn Kunz Rosen?gut, der Name des Mainzer Brauprojekts ist ein halber Zungenbrecher und wird bei entsprechendem Erfolg wahrscheinlich irgendwann zu KuKuRo oder KKR abgekürzt, und auch wenn das wie eine Krankenkasse klingt, wäre der Erfolg doch wünschenswert. Denn die Biere, die Braumeister Hans Wägner und Gründer Wendelin Quadt präsentieren, verbinden angenehme Trinkbarkeit mit geschmacklichem Reiz, ohne die zuständigen Knospen panisch kreischend und mit Sturmhelmen bewehrt im nächsten Gaumengraben Deckung suchen zu lassen.
Tatsächlich fiel es uns nicht leicht, unter den beiden Erstlingen der Brauerei das Bier des Monats zu wählen. Denn sowohl das Kerlig Hell wie auch das Kuehne Blonde (ein Witbier belgischen Stils) erfüllen obigen Anspruch innerhalb ihres jeweiligen Stils auf ausgezeichnete Weise.
Dass sich die Biere auch in der Praxis bewähren, zeigte sich auf dem diesjährigen Bar Convent Berlin. Nicht nur an der erneut von uns Bier-Indexlern betreuten Craft Beer Bar erfreuten Hell und Wit durch Zugänglichkeit und Vielseitigkeit, auch der KKR-Stand selbst war schon vor Messeschluss leer getrunken.
Wohlverdient ergeht also der Titel ?Bier des Monats November? an das Kuehne Blonde, ein Witbier, dass elegant den schmalen Laufsteg zwischen Klassik und Moderne entlang stolziert. Oder eben an das Kerlig Hell?verflixt, manchmal kann man sich einfach nicht entscheiden?
Bier des Monats August 2014
Stone Cali-Belgique IPA
Berlin Getting Stoned
Eins muss man den Amis lassen - wenn sie poltern, wird es auch gehört. Die 25-Millionen-Dollar-Investion von Stone Brewing aus Escondido, California, in das alte GASAG-Gelände in Berlin, die Pläne für ein aller Wahrscheinlichkeit nach grandioses Areal mit vorzüglicher Gastronomie, die erste US-Craft-Brewery auf deutschem Boden?all das verblasste im Ansgesicht einiger von einem riesigen Stein zerdepperter Industriebierflaschen und -dosen, und sorgte für genau die Entrüstung, die einen weitreichenden Widerhall in den Medien erzeugte.
Doch dazu mehr im ausführlichen Kommentar. Hier soll es ums Bier gehen. Denn neben Guerrilla-Marketing beherrscht man bei Stone auch das Bierbrauen ganz gut. Die Braumeister Mitch Steele und Steve Wagner sind nicht umsonst bekannt für die aggressiven Gebräue, die Greg Koch dann genauso aggressiv vermarktet.
Dabei gab es sogar bereits eine transatlantische Fusion der bierigen Art: Das Cali-Belgique IPA verbindet die klassischen Tugenden eines Westküsten-Hopfenkrachers mit belgischer Hefe und ihren intensiven Estern. Hoffen wir, dass der nächste Kracher von Stone Berlin ein Bier ähnlichen Formats ist, und wenn schon eine wohlkalkulierte Provokation, dann für die Geschmacksnerven.
Bier des Monats Mai 2014
Left Hand Brewing Co. 400 Pound Monkey
Das IPA ist tot, lang lebe das IPA.
Nun ja, bevor wir in Deutschland ein weiteres IPA auf dem Markt gelangweilt abwinken, arbeitet die Craft-Beer-Gemeinde erst noch darauf hin einer breiten Konsumentenschicht klar zu machen, dass Bier mehr ist als nur Pils und Weizen.
Doch durch die langsam in Schwung geratende Bierbewegung sind mittlerweile auch die Amis auf den deutschen Markt aufmerksam geworden. Dort sind bekanntlich mehr als 30 Jahre ins Land gegangen, seit sich Craft Beer aus der Garage in den Markt geschoben hat. So verwundert es nicht, wenn eine gestandene Brauerei wie die Left Hand Brewing Co. postuliert:
?Wozu braucht die Welt noch ein IPA? Weil dieses anders ist.?
Und anders bedeutet im Fall des 400 Pound Monkey eine Rückbesinnung auf die alten englischen Wurzeln des IPA.
Diese Rückbesinnung findet bei den deutschen Brauern ja bereits statt, zum Beispiel mit Rotbier, kölnischem Bitterbier und hopfengestopftem Pils. An diesen Stellen können wir aus unserer eigenen Biertradition schöpfen, während die USA sich erst mühevoll eine Bierkultur aufbauen musste.
Während Deutschland also brautechnisch schon einen guten Schritt voraus ist, hinken die hiesigen Konsumenten noch hinterher.
Auftritt IPA und Pale Ale mit ihrer überraschenden Aromenwucht als Augenöffner und, richtige Aufmachung vorausgesetzt, als hippes Szenebier.
Bier des Monats November 2013
CREW Republic Drunken Sailor
What shall we do with the Drunken Sailor?
Austrinken, natürlich!
Crew AleWerkstatt ist jetzt Crew Republic. Viele fragen sich: Warum? Crew gehörte doch schon vor dem neuen Design zu den Marken mit dem höchsten Wiedererkennungswert in der Welt des deutschen Craft Beers.
Doch Mario Hanel und Timm Schnigula haben einen Plan, und sie teilen unsere Meinung: Wer Craft Beer populär machen will, muss in die Bars. So steht denn auch ihr Relaunch unter dem Stern, ihr Produkt noch bartauglicher zu machen. Eine bessere Unterscheidbarkeit der Sorten, farblich wie durch Eigennamen, ist eines der Ziele.
Auch geschmacklich schlägt sich dieses Konzept nieder. Mario und Timm feilen weiterhin an ihren Rezepten, um eine Balance zwischen aromatischer Intensität und einem runden Trinkerlebnis zu schaffen, die den (noch) ungeschulten Gaumen der meisten Deutschen zwar heraus-, aber nicht überfordert.
Am besten gelungen ist ihnen das unserer Meinung nach bisher bei ihrem IPA, welches runde Malznoten und fruchtig-herbe Hopfennoten schön ineinander fließen lässt. Zwar ist das Bier auf dem innovativen Craft-Beer-Markt beileibe keine Neuigkeit mehr, aber da wir ihr bestes Produkt bisher noch nicht geehrt haben, nehmen wir den Relaunch zum Anlass, der neu gegründeten Republik ihre zweite Auszeichnung zum Bier des Monats zu verleihen.
Give him a dose of salt and water?
Pah, gebt ihm lieber ne Flasche Drunken Sailor! Das macht müde Matrosen munter!
Bier des Monats August 2013
Heidenpeters Saison
Ortsverbundenheit ist gerade bei kleinen und mittelständischen Brauereien ein Schlagwort, und bestimmte Biersorten sind untrennbar mit ihrer Herkunft verknüpft. Rauchbier aus Bamberg, Oktoberfestbier aus München, Berliner Weisse, Leipziger Gose. Dabei fügen sich diese Brauereien in das kulturelle Leben ihrer Umgebung ein und prägen es gleichsam.
Kaum jemand passt demnach so gut in die Markhalle 9 in Berlin-Kreuzberg wie Jungbrauer Johannes Heidenpeter. Frisch aus seinem alten Job ausgestiegen, konzentriert er sich nun voll und ganz auf sein Brauhandwerk, und das gibt nach gutem Bier lechzenden Kehlen in ganz Berlin Grund zum Jubeln und uns den Anlass, endlich eine seiner Kreationen zum Bier des Monats zu küren.
Eine echte Besonderheit im Vergleich zu vielen anderen Kleinbrauern: Johannes hat keine ?Standardlinie?. Kein Helles, kein Pils, kein Weizen, kein Dunkles, die in großen Mengen gebraut den Löwenanteil des Umsatzes ausmachen. Johannes verkauft nur Craft Beer und ist dabei ehrlich, unprätentiös und liefert ein gelungenes Bier nach dem anderen ab. Damit passt er hervorragend in das ?Street Food?-Konzept der Markthalle ? hohe Qualität ohne Etepetete. Die Leute danken es ihm, indem sie ihn trotz der nicht gerade bartauglichen Öffnungszeiten der Halle ständig ?trocken? trinken.
Craft Beer mit echtem Kreuzberger Lokalkolorit? Na logo! Bier des Monats August: Heidenpeters Saison
Bier des Monats Mai 2013
Kreativbrauerei Kehrwieder / Rækker Mølle Bryghus Prototyp
Kennengelernt haben wir Olli und Fiete und ihr Kreativbrauereiprojekt an unserem Stand auf der diesjährigen Braukunst Live! (auch wenn sie initial wohl eher wegen Greg Koch kamen als wegen uns?). Nach nettem Plausch trotz Messestress war klar ? wir brauchten eine Testversion ihres Prototypen. Nach der Verkostung ging uns nur noch eines durch den Kopf: Schnell zum Bier des Monats machen, bevor es das nicht mehr gibt!
Denn das ?Prototyp? ist leider limitiert ? schade, denn es ist geradezu die Verkörperung all jener Aspekte, die Craft Beer so geil machen:
Es entspringt purer Bierbegeisterung, die beiden Hamburger haben noch nicht mal eine Brauerei. Kein Problem, denn es gibt ja hilfsbereite Brauer wie z.B. beim Rækker Mølle Bryghus, die engagierten Jungbrauern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Es ist mutig, weil es in Zeiten der ersten (deutschen) IPA-Welle entgegen dem Trend untergärig und mit 25 Bittereinheiten an den Start geht.
Und es schmeckt echt klasse.
Ein absolut gelungenes Debut, und in den Mai passt es (dank hoher Trinkbarkeit trotz Fast-Bockstärke) auch noch hervorragend. Wir hoffen also, dass der Prototyp sich zu einem Supertyp weiterentwickelt, den uns der Posttyp dann nochmals vorbeibringen kann. Kehrwieder ? gern wieder!
Bier des Monats Februar 2013
Maisel & Friends Marc’s Chocolate Bock
Maisel & Friends Marc?s Chocolate Bock
Dass die deutsche Bierbewegung in Schwung gekommen ist, äußert sich auf unterschiedlichste Art und Weise.
Da sind die kleinen wilden Nachwuchsbrauer, ein wachsendes Medieninteresse, große Eckpunkte, wie das Braukunst Live! Festival, und viele weitere kleinere und größere Puzzleteile, die das Bild einer vibrierenden deutschen Craft-Beer-Szene ergeben.
Eines dieser Puzzlestücke ist die Reaktion der bestehenden Brauereien auf die Forderung der Konsumenten nach Neuem und geschmacklich Interessantem. Sicher schwingt noch nicht jede Brauerei ganz forsch den Malzsack und die Hopfenkelle, aber immer mehr Brauer tasten sich langsam voran. Da sind uns natürlich Diejenigen sehr lieb, die sich bereits einen guten Namen gemacht haben und jetzt mit Experimentierfreude voran gehen, den Markt beackern und so denen Mut machen, die vielleicht noch zweifeln ob sie ihre altbewährten Pfade ein wenig breiter austreten sollen.
So auch Jeff Maisel, der die Brauerei Gebrüder Maisel in der Vierten Generation führt und nun mit seinen beiden Freunden Stefan Sattran und Marc Goebel unter dem Label ?Maisel & Friends? Biere braut, die aromatisch einiges zu bieten haben.
Bier des Monats November 2012
Brouwerij De Molen Midtfyns Bryghus X Porter
Was kommt dabei raus, wenn eine dänische Brauerei, geführt von einem gebürtigen Amerikaner, und eine niederländische Brauerei, deren Biere mehr aromatische Durchschlagskraft haben als ein Roundhouse Kick von Chuck Norris, ihre Ideen und Fähigkeiten in einen Topf schmeißen?
Der Topf explodiert! Und zwar vor Geschmack?
Oder kurz gesagt das X-Porter, ein ?Collaboration-Brew? zwischen dem Midtfyns Bryghus und der Brouwerij de Molen.
Doch diese bierige Zusammenarbeit ist viel mehr als nur der Zusammenfluß einiger kreativer Energien in einen wilden Strom, der die Sinne berauscht.
Sie steht für einen Geist, der die gesamte Szene durchzieht. Sie steht dafür, dass man mehr Freund als Konkurrent ist, dass man gemeinsam die Kraft entwickelt, Großes zu schaffen und über die Ländergrenzen hinweg verbunden ist.
Predigen wir schon wieder? Vielleicht. Wir denken trotzdem, dass es bei uns noch weit mehr Kooperationen zwischen den kreativen Brauköpfen innerhalb und außerhalb des Landes geben muss!
Darum sind wir ausgesprochen froh, euch eine Bierbrücke der besonderen Art schlagen zu können: Diesmal müsst ihr euch nicht hoffnungslos an unseren Rezensionen durstig lesen, denn für euch holen wir Midtfyns nach Deutschland!
Aber ihr habt nur einen Monat Zeit, euch euer Paket zu sichern? Wie genau das funktioniert lest ihr in unserem neuen Shop.
Bier des Monats August 2012
Ratsherrn Rotbier
Wer im Moment mit offenen Augen und leerem Glas durch die Craft-Bierwelt schreitet, dem werden vor allem zwei Bierstile auffallen und eingeschenkt: India Pale Ale und Imperial Stout.
Die Faszination, welche diese Bierstile auf die Brauer ausüben, ist nur allzu verständlich. Schließlich eignen sie sich optimal, um den glattgespülten Gaumen des Gewohnheitssünders zu defibrillieren und den Menschen zu zeigen, zu welch aromatischen Höhenflügen Bier in der Lage ist.
Dennoch fragen wir uns schon seit einiger Zeit, wann engagierte Brauersleut in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre im Keller vergrabenen Bierstile wieder hervorholen und deren Vorzüge neu entdecken.
Rotbier, Braunbier, Dortmunder Export, Märzen/Festbier ? all dies sind traditionelle Sorten, die eigentlich nur darauf warten, dass ihnen jemand mal eine Hopfendusche oder einen Malzschock verpasst, um sie ins Leben zurück zu holen. Nicht auf Teufel komm raus, sondern mit geschmacklicher Zielstrebigkeit.
Folgerichtig ist unser Bier des Monats August ein Rotbier, das genau diese Facetten aufweist: Es vertritt seinen Stil elegant, setzt neue Akzente und belebt mit frischem Charakter die Idee eines Genres, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert reichen, und das sich einst deutschlandweit großer Beliebtheit erfreute, obwohl es Deutschland noch nicht einmal gab.
Glückwunsch, Ratsherrn Rotbier!
Bier des Monats Mai 2012
BrewFist Space Man India Pale Ale
Nein, an dieser Stelle findet Ihr in diesem Monat keinen Maibock. Stattdessen stellen wir Euch ein Bier vor, das eine ganz besondere Qualifikation aufweist:
Es ist der Gewinner des diesjährigen ?Braukunst Live! Festival Awards? in München.
Achtzehn Brauer, Bierkenner und Feinschmecker verkosteten während der drei Tage des Festivals die siebzehn Teilnehmerbiere, und kürten am Ende das ?Space Man IPA? der italienischen ?Brewfist?-Brauerei zum Sieger.
Nanu? Lassen wir vom Bier-Index uns jetzt reinquatschen? Seit wann vertrauen wir auf anderer Leute Urteil, wenn wir unseren Benutzern Bier empfehlen? Tun wir nicht, keine Sorge! Denn abgesehen davon, dass wir diese Verkostung selbst organisiert haben, hatten wir natürlich die Gelegenheit, das Gewinnerbier ausgiebig zu testen. Darum können wir im Brustton der Überzeugung feststellen:
Es ist einfach mal verflucht lecker!
Zudem passt es wie die Faust aufs Auge zum Gedanken des Festivals: Während die Großbrauereien weiterhin mit sinkenden Verkaufszahlen kämpfen, herrscht bei den Kleinbrauern Aufbruchsstimmung. Auf dem ?Braukunst Live!? fand diese Stimmung ihren Ausdruck. Wundert es da noch, dass sowohl Astronauten (space men) als auch die Sorte ?India Pale Ale? stets mit dem Aufbruch in eine spannende, neue Welt assoziiert werden? (Mehr zu IPAs findet ihr übrigens in unserem Bierpaket!)
Das ?Space Man IPA? ist ein Paradebeispiel für die kreative Bewegung, für die Belebung der europäischen Bierlandschaft. Achtung, Deutschland! Countdown bis zum Start?3?2?1?
Bier des Monats August 2011
Hopfenstopfer Citra Ale
?Citra Ale ? Single Hop Craft Beer? prangt es auf der Flasche dieses Bieres aus Baden-Württemberg. Mancher fragt sich da vielleicht, warum ein Bier mit einem so urdeutschen Namen einen englischen Untertitel braucht? Was soll ?Craft Beer? überhaupt sein?
Die Craft-Beer-Szene kommt aus den USA und ist quasi die Revolution gegen einheitliches Massenmarktbier. ?Craft? heißt ?Handwerk?, und genau darum geht es ? dem Brauer wieder zu ermöglichen, einzigartige Biere zu entwickeln, nicht nur auf Massentauglichkeit ausgelegte, in gigantischen Kesseln vor sich hin brodelnde Ware.
So langsam schwappt dieser Trend auch nach Deutschland, und meine Güte, sind wir froh! Denn ?Craft Beer?, das heißt aromatisches Bier. Es bedeutet auch eine große Auswahl, aus der man sich nach Geschmack und Situation bedient, keine Pseudo-Wahl zwischen mehr oder weniger identischen Pilsmarken.
Was den Hopfenstopfer angeht ? für warme Sommerabende können wir uns kaum ein passenderes Bier vorstellen. Warum? Lest den Testbericht!
Bier des Monats Juni 2009
Freiherr von Zech Kellerbier
Aus Deubach, nahe Augsburg, kam der zumindest lokal berühmte Namenspatron dieses Kellerbiers. Entstanden sein soll es der Legende zufolge aus einer Wette:
Auf einem seiner zahlreichen Jagdausflüge kehrte der Freiherr in einem Wirtshaus ein, jedoch das Bier mundete ihm nicht so recht ? verständlich, gab es damals doch keinen Bier-Index, auf dem er sich vorab hätte informieren können. So wettete er mit dem Wirt, er könnte ein besseres Bier produzieren. Gesagt, getan, der Freiherr hielt Wort und schuf so seine eigene Marke ? ein naturtrübes Kellerbier. Das war damals übrigens die Normalform, da sich gefilterte Biere erst später etablierten.
Begeistert hat uns das ?Freiherr von Zech Kellerbier? vor allem, weil es dem naturgemäß sehr leichten Körper der nur wenig gereiften Kellerbiere eine gewisse Tiefe und Fülle verleiht. Dabei bleibt es jedoch typisch frisch und fruchtig. Ein tolles und zudem vitaminreiches Bier für die wärmere Zeit, und unser Bier des Monats Juni.
Bier des Monats Dezember 2008
Deus Brut des Flandres
Glo-hohohohoho-hohohohoho-hohohohoho-ria in excelsis Deus.
Auch wenn uns Leser mit Latinum für fehlerhafte Grammatik und religiöse Fanatiker aufgrund von Banalisierung verdammen sollten, so bitten wir zur Weihnachtszeit doch um christliche Nächstenliebe und Vergebung ? sogar für zweitklassige Wortspiele.
Ganz und gar nicht zweitklassig ist nämlich das ?Deus ? Brut des Flandres?, mit dem wir den uns anempfohlenen Hopfenschäfchen die Adventszeit versüßen wollen. Doch Achtung! ?Deus? sieht nicht aus wie Bier, Deus schmeckt nicht wie Bier, Deus führt bei allen, denen ?Bier? ein Begriff ist, zu schweren Verwirrungszuständen.
In der Herstellung ähnelt es teils Champagner, so kommt zum Beispiel Champagnerhefe zum Einsatz, und daher verwundert es wenig, dass dieses Getränk als ?Champagner unter den Bieren? beworben wird ? durchaus zurecht, wie wir finden, denn das ?Deus? ist vielschichtig und einzigartig.
Somit nicht unbedingt für jeden Abend in trauter Familienrunde geeignet, stellt das ?Brut des Flandres? dennoch eine clevere Alternative zum nervigen Silvestersekt dar, gerade für Biertrinker. Auch als Geschenkidee für Experimentierfreudige ist es nicht zuletzt wegen des recht hohen Preises hervorragend geeignet.
Bier des Monats September 2008
Mittenwalder Edel Märzen
In den Schatten der majestätischen Gipfel des Karwendelmassivs, kurz vor der österreichischen Grenze liegt Mittenwald. Als Heimstatt für Alpentourismus wohlbekannt, kann Mittenwald jedoch auch eine über die Region hinaus bekannte Brauerei vorweisen. Nun mögen böse Zungen behaupten, dass dies eben eine Folge des Tourismus sei, doch zumindest das Edel-Märzen der Mittenwalder Brauerei rechtfertigt in unseren Augen diesen Bekanntheitsgrad ? und ist unser Bier des Monats September.
Traditionell werden im Herbst die im Frühjahr eingebrauten Biere (Märzen) geöffnet, wenn die Brausaison wieder beginnt. Leicht verfrüht kommt da unser Festbier zwar, aber dennoch genau richtig.
Dabei weißt es einen Charakterzug auf, der für Mittenwalder Biere typisch zu sein scheint...eine gewisse ?Wurstigkeit?. Den ein oder anderen mag die Vorstellung an ein Bier, das ein wenig wie Hartwurst schmeckt, abschrecken, aber die meisten stört es letztlich nicht, sich zur Salami auch ein Bier zu gönnen. Außerdem sagt niemand, dass ein Bier des Monats einfach sein muss. Nur interessant und schmackhaft, und das ist das ?Mittenwalder Edel-Märzen?.
Bier des Monats August 2015
Rough Justice Bitter Amber Rye
Hart, aber gerecht!
Northumberland, die nördlichste Grafschaft Englands vor der schottischen
Grenze, ist vor allem für Newcastle und sein Brown Ale bekannt ? obwohl die
größte Stadt der Region am Fluss Tyne seit 1400 eine eigene Grafschaft
darstellt. Ansonsten denkt man an Limes, sanft gewelltes Flussland, und die
am spärlichsten besiedelte Gegend in ganz England. Nicht viel los hier. Zeit für
ein wenig...ANARCHIE!
So oder ähnlich muss es den Gründern von Anarchy Brew erschienen sein, als
sie 2012 ihre Brauerei ins Leben riefen. Auf Kuschelkurs und Landydill
jedenfalls ist man in Morpeth nicht aus: Aus Namen wie Short Fuse, Smoke
Bomb, Urban Assault oder War Head lässt sich ersehen, dass die Engländer die
Konfrontation mit den Geschmacksknospen suchen. Ob Rauchbier, ein helles
Lager mit sieben Umdrehungen oder ein Pale Ale mit 77 und ein IPA mit 100
IBU ? man kleckert nicht, man klotzt.
Insofern mag es überraschen, dass unser Bier des Monats mit 4,5 Vol.-% recht
schwachbrüstig-englisch daher kommt. Doch Bitter Amber Rye als Biersorte
aufs Etikett zu schreiben und dann alles zu erfüllen, was man sich darunter
vorstellt, mit körniger Säure, anregender Bitterkeit und robustem
Malzkonstrukt ? das verlangt nach Applaus! Bier des Monats August: Rough
Justice von Anarchy Brew.
Bier des Monats Mai 2015
Coisbo Beer Seven
Vom Polizisten, der das Bier brachte?
Geht man davon aus, dass das Wort ?Polizist? von polis (lat. für Stadt) kommt, hieße das in etwa ?Mann (oder Frau) der Stadt?. Und wer tut mehr für die Stadt als jemand, der sie mit Bier versorgt?
Dennoch erscheint unter all den Betätigungsfeldern, in denen Quereinsteiger in der Welt des Craft Beers sich zuvor ihre Brötchen verdient haben, die des Polizisten reichlich ungewöhnlich. Das liegt wohl daran, dass in der meisten Menschen Vorstellung ein Ordnungshüter nicht unbedingt vor Kreativität strotzt. Zu Unrecht, wie Anders Coisbo mit Coisbo Beer beweist. Seit 2009 braut der Däne auf der Insel Funen Bier, und das nicht von schlechten Eltern.
Seit 2014 kennen wir Anders und sind schnell Fans seiner Biere geworden, und wir sind damit nicht allein:
Sowohl national wie auch international hagelt es inzwischen Preise, ob Irland, Norwegen, Belgien oder in den USA. Zeit, die deutschsprachigen Landen in den Reigen der Gratulanten aufzunehmen und ein Coisbo-Bier in die illustre Reihe unserer Biere des Monats aufzunehmen, denn zumindest in deutschen Großstädten, angefangen mit Hamburg und Berlin, werden Coisbo-Biere ihren Weg in die Regale finden.
Besonders der Barley Wine mit der simplen Seven auf dem Etikett, aus Coisbos limitierter Serie, hat es uns angetan. Warum, erfahrt ihr einmal mehr in unseren Verkostungsnotizen.
Bier des Monats Februar 2015
Siren Whiskey Sour Limoncello IPA
Welcher mit törichtem Herzen hinanfährt, und der Sirenen
Stimme lauscht, dem wird zu Hause nimmer die Gattin
Und unmündige Kinder mit freudigem Gruße begegnen;
(Homer: Odyssee, 12. Gesang)
Wo Bier und Sirenen sich ähneln wäre damit wohl offensichtlich?
Siren Craft Brew sitzt in einem Industriepark südlich von Reading, einer Universitätsstadt westlich von London, die sich durch die relative Nähe zur Metropole als Wohn- wie auch Geschäftsstandort in den letzten Jahren enormer Beliebtheit erfreute.
Die Biere aus dieser Brauerei haben jedoch mit dem gutbürgerlichen Image, den diese Lage suggeriert, wenig gemein, sondern bewegen sich zwischen modern und abgefahren, und neben einer ganzen Reihe saisonaler IPAs kommen auch schon mal Lichtenhainer (eine Art gewürzte Berliner Rauchweisse) und Imperial Pepper Stouts ins Zedernholzfass.
Für unser Bier des Monats, das sich Limoncello IPA nennt, warf man so ziemlich alles zusammen, was eine Brauerei hergibt, und noch so einiges mehr:
Gerstenmalz, Weizenmalz, Sauermalz, Hafer, Zitronensaft und -schalen, Lactose, Holzfassreifung im Bourbonfass?
Das Ergebnis soll an einen Whiskey Sour erinnern. Inwiefern das gelungen ist, erfahrt ihr im Testbericht.
Bier des Monats Oktober 2014
Borg Fenrir Taðreyktur IPA Nr. 26
Das Schaf im Wolfspelz
Reykjavík, Stadt der beheizten Bürgersteige, noch heißeren Duschen und abgedrehter Tag-Nacht-Rhythmen. Und wie vertreiben sich die Isländer so die langen Sommertage und Winternächte? Nun, zumindest beim Borg Brugghús rennt man offenbar tags über Schafsweiden und sammelt des blökenden Volkes Hinterlassenschaften auf. Vielleicht haben sie auch hilfreiche Elfen, welche diese unappetitliche Tätigkeit übernehmen, so genau wollen wir es eigentlich gar nicht wissen.
Warum sie das tun? Damit man sich die langen Nächte verkürzen kann ? mit einem saftigen Schafskotrauch-IPA. Nein, echt kein Schei?also, eigentlich doch?aber im Ernst jetzt: Sheep Shit Smoked IPA.
Bevor nun der Ekel Oberhand gewinnt, möchten wir daran erinnern, dass einer der teuersten Kaffees weltweit im Magen von Schleichkatzen vorverdaut wird. Außerdem kommt auch kein Hammelmist direkt ins Bier, das Gerstenmalz erfährt lediglich neben der normalen einfach noch eine zusätzliche Röstung, bei der als Brennmaterial eben trockener Schafskot herhält. Dass das Ergebnis nicht nur trinkbar, sondern auch genießbar ist, zeigt unser Testbericht. Wir stoßen an auf unser Bier des Monats und freuen uns schon auf das erste Camel Shit Smoked IPA aus wärmeren Gefilden.
Bier des Monats Juli 2014
de la Senne - Taras Boulba
Auf den Punkt gebraut
Sehen wir uns einer neuen Brauerei gegenüber und wollen einschätzen auf welchem Qualitätsniveau sie braut, dann greifen wir zu den leichten Bieren.
Nicht nur, dass sich Fehlgeschmäcker hier nicht hinter Malzmauer und Hopfenhaubitze verstecken können, es wird auch deutlich ob der Biervirtuose ein Gespür für fein abgestimmte Geschmackskompositionen hat.
Denn wer sich auf dem schmalen Grat bewegt, von dem links der Aromenchaos-Abgrund und rechts die Langeweileschlucht lauert, der muss seinen Weg mit Bedacht und Präzision wählen.
Ist der Brauer Willens und in der Lage ein subtiles Bier exakt auf seine Vorstellungen maßzuschneidern und ihm trotz geringem Alkoholhintergrund Charakter zu verleihen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihm dieses Kunststück auch mit hochprozentigen Vertretern gelingt.
Obwohl es nämlich einfacher ist ein interessantes Bier mit viel Alkohol, Hopfen und Malz zu brauen, so ist es auch bei diesen intensiven Vertretern äußerst schwer alle Komponenten auszubalancieren und damit wirkliche Geschmackskunstwerke zu kreieren.
So ähnlich sieht es auch die Brasserie de la Senne und schreibt auf ihrer Website:
?We produce strong beers, but our great specialty is beers that are light in alcohol. [?] We want to show that there is not necessarily a need for alcohol to get flavour. Light beers further allow prolonging the pleasure ? and therein lies the reason for the beer?s existence.?
also: ?Wir wollen zeigen, dass viel Geschmack nicht unbedingt viel Alkohol braucht.?
Diese Idee und die kompromisslose Verbundenheit zu Qualität, wie wir sie auch schon in unserem Artikel zu Handwerksbier gefordert haben, lassen uns diesen Sommer zum Taras Boulba greifen: einem charaktervoll gehopften Bier, dass auch mit leichten 4,5% vol. Alkohol eine geschmackliche Heraus- aber nicht Überforderung bietet.
Bier des Monats April 2014
Widmer Brothers Barrel Aged Brrrbon ’12
Widmer Brothers Brrrbon ?12
Fasslagerung und -ausbau liegen momentan in deutschen Landen voll im Trend. Jeder, der irgendwo seine Finger an ein leeres Holzfass kriegt, pobiert sich am Barrel Ageing. Daran ist auch nichts Verwerfliches, Craft Beer lebt von der Freude am Experimentieren.
Es gibt da allerdings unschöne Begleiterscheinungen:
Die erste ist mangelnde Erfahrung. Auch wenn es in Deutschland durchaus eine Tradition und damit ein paar echte Kapazitäten auf dem Gebiet Fassausbau gibt, so wurde diese doch in der Vergangenheit wenig gepflegt. Viel muss daher durch Versuch und Irrtum gelernt werden.
Das bringt uns zu Problem Nr. 2, den Kosten.
Fässer sind teuer. Fassausbau kostet Zeit und Lagerkapazitäten. Eine Edition fassgelagerten Bieres bedeutet, wirtschaftlich auf mehrere normale Sude zu verzichten. Gerade bei kleinen Kreativbrauern ist so eine Fasslagerung also auch eine finanzielle Belastung.
Das hat leider zur Folge, dass oftmals Experimente, die im Bereich Trial & Error eher auf der Error-Seite liegen, abgefüllt und verkauft werden.
Das Ergebnis sieht man dann in Versuchen wie unserer großen Querverkostung: Über die letzten drei Monate haben wir recht viele fassgelagerte Biere in unseren Verkostungen berücksichtigt. Das Ergebnis ist für Bierdeutschland ernüchternd:
Der Großteil der Biere, aus denen wir eigentlich unser Bier des Monats wählen wollten, enttäuschte. Unbalanciert, umgekippt, manchmal sogar ganz offensichtlich im Fass infiziert. Wirklich überzeugen konnte uns dann gerade im Vergleich der eine Amerikaner, den wir dabei hatten. Widmers Barrel Aged Brrrbon Nr. 12. Gerade hier macht sich der Vorsprung, den die US-Szene noch hat, ganz klar bemerkbar.
Darum der zwiefache Aufruf an die deutschen Fasslagerer und Craft Brewer allgemein:
1. Wenn es nur halb taugt, bringt es nicht raus! Überteuerte Biere, die ihrem Preis nicht gerecht werden, schaden der gesamten Entwicklung!
2. Hört bloß nicht auf, es zu probieren! Kompetenz in der Fassreifung muss über Jahre wachsen, und diese Zeit sollte man sich auch nehmen. Wer den Mut hat, ein nicht gelungenes Experiment auch mal als solches zu bezeichnen, erntet nicht nur Respekt sondern lernt auch aus seinen Fehlern.
An die Fans hingegen geht die Bitte: Hyped nicht alles, nur weil es von Kleinen kommt! Ihr helft euren Lieblingsbrauern nicht, wenn ihr alles unbesehen in den Himmel lobt!
Bier des Monats Januar 2014
Freigeist Kampot White
Der Bierszene Pfeffer in den Hintern streuen
Das neue Biergefühl zelebriert Vielfalt, ausgefallene Aromen und den Versuch, für jede Situation ein passendes Bier zu finden. An Experimentierfreude kaum zu überbieten sind die Braustelle Köln und die mit ihr mehr oder minder eng verbundenen Projekte, als da wären: Freigeist Bierkultur, Monarchy of Musselland, der Bierkompass und das Festival der Bierkulturen Köln.
Vom klassischen, aber unfiltrierten Kölsch über wiederbelebte Rezepte aus Zeiten vor dem Reinheitsgebot bis hin zur Apfelholzrauchgose findet man innerhalb dieses Konglomerats eigentlich jeden Bierwunsch erfüllt. Dabei ist nicht jeder Versuch ein Treffer ins Schwarze, aber das gehört nunmal zum Experimentieren dazu, und es sollen ja auch niemandem alle Geschmackskapriolen zusagen, die sich Peter Esser und Sebastian Sauer so ausdenken.
Ein fantastisches Beispiel dafür sind die unlängst erschienenen Pfefferweizenbiere, das Kampot White und sein roter Bruder. Auf der Eröffnung der Bierakademie Berlin spalteten sie die Gemüter sauber in zwei Hälften. Die einen priesen die feine Integration der Pfeffernoten, die anderen schmeckten außer deren Schärfe eigentlich nichts.
Dennoch ist dieses Bier wie gemacht, die Motivation hinter Craft Beer auszudrücken: Nicht ein Bier für alle, aber für alle ein Bier. Hier finden Unternehmergeist, Mut zur Kreativität und Leidenschaft fürs Produkt zusammen ? Eigenschaften, die wir 2014 noch mehr als zuvor brauchen werden, denn wo 2013 Fahrt aufgenommen wurde, darf man für dieses Jahr mit Vollgas rechnen. Ein Jahr der großen Schritte steht an, wenn Craft Beer endgültig von einer Nischenszene in den Mainstream hinüberschwappt. Wir vom Bier-Index wünschen uns, dass Biere wie das Kampot White dabei als die Trendsetter gesehen werden, während große Brauereien sich noch in der Grätsche zwischen Massentauglichkeit und Mut zum Geschmack befinden, während sie versuchen, ein brauchbares IPA auf den Markt zu werfen.
Bier des Monats Juli 2013
Fanø Vadehavs Oyster Stout
Bierbrauende Amerikaner scheinen sich langsam zum Exportschlager zu entwickeln. Eric Toft bei Schönramer, die Vagabunden in Berlin, oder Ryan Witter beim Fanø Bryghus. Meist bringen diese neuen Schwung in angestaubte Brauhäuser. Noch besser ist es, wenn dieser Staffelstab der Innovation auch nach der Übergabe nicht fallen gelassen wird, denn bei Fanø braut inzwischen Martin Simion aus der Alpenrepublik unverändert kreative Sude ein. Dies zeigt, dass auch der deutschsprachige Brauer nicht immer nach der Standardformel ?Hell - Dunkel - Weizen? vorgehen muss und dennoch erfolgreich sein kann. Craft Brewer aus der deutschsprachigen Bierkultur - das gefällt als Exportschlager sogar noch etwas mehr.
Dabei war der Start auf der nur per Fähre erreichbaren Ferieninsel alles andere als einfach: Dänemark ist mit seinen 5,6 Mio. Einwohnern alles andere als ein gigantischer Absatzmarkt, und so fanden sich die zahllosen Microbreweries, die im Zuge der Craft-Beer-Welle im Land eröffneten, schneller als andernorts in Konkurrenz zueinander.
Fanø hat jedoch einen Vorteil: die deutschen Urlauber, welche die Bevölkerungszahl in den Sommermonaten mal eben verzehnfachen. Dank eigens konstruierter Bierpipelines kriegen diese Urlauber ihr Fanø-Bräu sogar frisch vom Hahn in ihren Ferienhäusern?wenn das mal kein Urlaubsargument ist!
Fanø Bryghus ist für leichte Biere mit viel Geschmack bekannt, konträr zum dänischen Trend hin zu starkem Bier. Ein Paradebeispiel dafür ist das Oyster Stout, welches mit gerade einmal 3,8 Vol.-% daherkommt. Es verbindet hohe Trinkbarkeit mit ansprechend intensiver Aromatik, sodass man sich diese schwarzbraune Perle auch im Sommerurlaub noch gut vorstellen kann.
Bier des Monats April 2013
FRITZALE India Pale Ale
Kurzprofil eines Craft Brewers:
Macht Bier mit Begeisterung, notfalls auch neben dem regulären Job?
? Ja.
Ist mit einem Bier erst zufrieden, wenn es genauso ist, wie er es sich vorstellt, egal ob die Leute ihn jetzt schon dafür loben oder nicht?
? Jawoll.
Ist offen für neue Ideen, Kooperationen und Zutaten?
? Sicher.
Versucht unnachgiebig, Fehlerquellen auszumerzen und die Qualität seiner Biere zu verbessern?
? Klaro.
Macht einfach mal verdammt leckeres Bier?
? Na und ob!
Als Platzhalter für all die tollen Biere, die schon waren und bestimmt noch kommen, als längst überfälliges Kompliment an einen deutschen Gipsy Brewer (Er selbst nennt sich "Kuckucksbrauer"?), der aus der Szene schwerlich wegzudenken ist, und als Schulterklopfer für einen lockeren Typen mit trockenem Humor:
Bier des Monats April: FritzAle India Pale Ale von Fritz Wülfing aus Bonn.
Bier des Monats Januar 2013
BrauKunstKeller Laguna IPA
Manchmal ist unser Bier des Monats weniger ein Bier des Monats, als mehr eine Brauerei des Monats. Nämlich genau dann, wenn wir euch nicht nur ein spannendes Geschmackserlebnis vorstellen wollen, sondern auch von den Menschen begeistert sind, die es kreiert haben - Menschen, welche die Bierszene voran bringen.
Sei es mit einem kräftigen Schuss Innovation in ihren Bieren oder durch eine brodelnde Leidenschaft, die sie immer wieder dazu drängt, spannende Bierprojekte anzupacken, Konventionen zu durchbrechen und einfach mit Feuereifer voranzupreschen, wo andere noch zaghaft fragen: ?Gibt es dafür einen Markt??.
Denn gerade diese Pioniere, die sich mehr Gedanken darum machen wie sie Ihre persönlichen Visionen umsetzten, als wie sie sich geschmacklich möglichst gut der vermuteten Konsumentenschicht anpassen können, schaffen erst das Bedürfnis nach Mehr, nach dem Anderen, dem Besonderen, und damit automatisch ihren eigenen Markt.
In den vergangenen zwei Jahren konnten wir immer mehr dieser Brauereien kennenlernen und entstehen sehen, auch wenn wir noch nicht alle gebührend betrachten konnten.
Seit Kurzem hat sich mit dem BrauKunstKeller eine Brauerei dazu gesellt, die uns mit Geschmacksintensität, hoher Qualität und mit kompromissloser Liebe zum Bier voll überzeugt hat.
Das Laguna IPA übernimmt diesen Monat den Preis stellvertretend für die gesamte, sehr spannende Produktlinie. Möge sie sich mehren und möglichst viele Brauer inspirieren, mit gleicher Leidenschaft zu Werke zu gehen!
Bier des Monats Juli 2012
Schoppe Bräu XPA
Fast genau ein Jahr ist es her, dass wir das letzte Mal ein Bier aus unserer Heimatstadt zum Bier des Monats kürten. Damals war der Anlass jedoch nicht sehr erfreulich, handelte es sich doch um den Abschied von einer lokalen Bierspezialität, dem Bernauer Schwarzbier.
Da im Bierliebhaber immer auch ein kleiner Bierlokalpatriot wohnt, freut es uns umso mehr, diesmal die Kreation einer neuen Bierspezialität in Berlin auszeichnen zu dürfen:
Das Schoppe Bräu XPA!
India Pale Ales liegen ja momentan voll im Trend, dieses hier überzeugt uns aber vor allem deshalb, weil es auch eigene Wege geht: Gerade der sehr weiche, süßliche Charakter bringt nicht nur die Fruchtnoten voll zur Geltung, er erlaubt es auch den sanften Röstnoten, sich im Abgang zu zeigen. Die meisten modernen IPAs hätten hier mit einer knalligen Bitterkeitsbombe alle anderen Aromen platt gemacht. Weil es davon Abstand nimmt, halten wir das XPA für eine sehr gelungene Interpretation dieses Stils und für eines von vielen Zeichen, dass die Berliner Braukultur auflebt.
Ach, und in den Sommer passt es mit den vielen, frischen Fruchtnoten auch noch.
Echt knorke, Alta!
Bier des Monats April 2012
Neumarkter Lammsbräu (Zzzisch®) Edelpils
Falls sich jemand wundert, warum das Bier des Monats April nach nur einem Tag gewechselt hat:
1) April, April, der macht was er will.
2) April, April!
Doch nun zum wahren Bier des Monats:
Der Frühling ist da: Die Vöglein singen, und wenn gerade kein Hagelsturm die Beete verwüstet, locken angenehme Temperaturen auf die ersten Grillfeiern.
In solchem Ambiente sucht der geneigte Bierliebhaber natürlich ein frisches Getränk. Leicht sollte es sein, nicht zu komplex, ein angenehmer Begleiter, der nicht überlastet. Dennoch darf es an Aroma nicht fehlen, denn wie die Jahreszeit sollte auch das Bier die Sinne erfreuen.
Wir empfehlen: Mach doch ein einfach mal ?Zzzzisch?!
Das Bio-Pils aus dem Hause Neumarkter Lammsbräu hat das Prädikat ?spritzig? wirklich verdient, und da ihm das gelingt, ohne flach oder zu wässrig zu werden, nimmt es für den Rest des Aprils den begehrten Platz an der Sonne ein.
Bier des Monats Januar 2012
BrewDog Hardcore IPA
Willkommen im harten Kern!
Hier gibt es nichts für Weicheier!
Hier kommt nicht jeder rein!
Hier wirst du auf die Probe gestellt!
Du trinkst auch mal eine andere Sorte Pils, weil du gern experimentierst? Wo die Tür ist, weißt du ja.
Du denkst, du stehst auf bittere Biere, weil dein Lieblingspils keine anderen Noten kennt? Du hast ja keinen blassen Schimmer?
Du bist überzeugt, dein Biergeschmack ist gut entwickelt, weil du es ja regelmäßig trinkst? Schon wieder daneben!
Nur wer wirklich hardcore drauf ist, lässt sich auf gnadenlose Bitterkeit in Verbindung mit einem Obstkorb voller Aromen ein, steckt die läppischen neun Umdrehungen weg und erkennt dabei trotzdem noch eine gelungene Komposition.
Wobei, so wirklich hart finden wir an unserem Bier des Monats eigentlich nur, dass man es in Deutschland gerade so gut wie gar nicht bekommt. Aber egal, wir sind hardcore. Wir kapern einfach einen Frachter und kommen mit einer Ladung aus Schottland zurück. Hail the Hardcore Ale!
Bier des Monats Oktober 2011
Anchor Porter
Die Biere der Anchor Brewing Company sind in ihrer Heimatstadt, San Francisco, berühmt. In den USA sind sie beliebt, und selbst in Europa erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit ? zurecht.
Das ?Anchor Porter? ist bereits das zweite Bier aus dieser Brauerei nach dem ?Liberty Ale?, dass es auf unsere Liste der Biere des Monats schafft. Wahrscheinlich würde man im Oktober eher ein Festbier erwarten, aber von solchen Kleinigkeiten lassen wir uns nicht abhalten. Überzeugt hat uns am ?Anchor Porter?, dass es einen extrem dichten Körper aufweist und seine Geschmacksnoten stets präsent, jedoch nie aufdringlich hält.
Es ist quasi der Urtyp eines richtig guten Porters, und als kräftig-malziges Bier passt es in den Oktober doch genauso gut wie ein x-beliebiges Festbier, oder?
Nebenbei ist auch in unserem neuen Bierpaket enthalten ? schaut mal rein, wenn Euer Bierdealer es nicht im Angebot hat!
Nachtrag: Das Anchor Porter hat es leider diesmal nicht in das Bierpaket geschafft. Das hat jedoch nichts mit der Qualität des Amerikaners, sondern nur mit der Bürokratie der Deutschen zu tun.
Wir hoffen das Porter in einem der folgenden Pakete anbieten zu können.
Den Platz des Anchor Porter nimmt in diesem Paket das Pauwel Kwak ein. Dieses belgische Bier stellt, wenn auch völlig anders geartet, einen würdigen Vertreter für den Amerikaner dar.
Bier des Monats April 2011
Braufactum Indra
Schaute man sich noch vor kurzem die Bierbewertungsliste der Redaktion an, so musste man feststellen, dass recht weit abgeschlagen hinter einigen belgischen und niederländischen Bieren erst das Rotkehlchen die deutsche Bierfahne hoch hielt.
Auch auf der Liste der Biere des Monats ist bis heute nahezu ein Gleichgewicht zwischen Bier aus den heimischen Landen und eingereisten Vertretern zu finden.
Bedeutet das, dass der deutsche Biermarkt mit seinen über 5000 Bieren dem geneigten Bierliebhaber kaum etwas zu bieten hat?
Das können wir glücklicherweise verneinen, aber leider ist ein Großteil der deutschen Biervielfalt doch stark auf den Massenmarkt zugeschnitten und die wirklichen Perlen finden sich meist im Sortiment kleiner lokaler Brauereien.
Solche Biere sind dann mitunter schwerer zu entdecken und zu beschaffen, als ein gutes Importbier, da hier oft schon die besseren Exemplare zu uns herüberschwappen.
Zudem sind ausländische Brauer deutlich experimentierfreudiger als der Gros der deutschen Biermanufakturen. Dabei geht es uns nicht einmal um gewürzte Biere, sondern eher um das Interesse an spannenden Biersorten.
Kann man sich hierzulande schon glücklich schätzen ein Pils zu finden, das auf die ursprünglich böhmische Variante eingebraut ist und nicht auf die verbreitete Norddeutsche, oder eine Brauerei, die ein ordentliches Bockbier anbieten kann, zeigen sich uns beim Blick über die Ländergrenze hinweg, alle Nase lang Doubel, Tripel, IPAs, Redales, Brownales, Stouts und vieles mehr in unterschiedlichsten Varianten.
Nicht, dass wir Deutschen nur eine Handvoll Biersorten kennen würden, aber wir tun uns im Allgemeinen etwas schwer damit die ausgetretenen Pfade zu verlassen und uns auf die spannende Reise durch die Welt der Biervielfalt zu begeben.
Darum freut es uns um so mehr, dass in letzter Zeit ein immer stärker werdender frischer Wind durch die deutsche Bierlandschaft weht und kräftig an den Fensterläden der Brauereien rüttelt.
Das erste Resultat begegnete uns in Form des Infiniums von Weihenstephan und Samuel Adams, das ein wenig an das belgische Deus erinnert. Leider ist das Ergebnis unserer Meinung nach nicht so gut gelungen und versucht zu sehr ?anders? zu sein, anstatt sich auf eine wirklich gute Umsetzung einer der vielen klassischen Biersorten zu konzentrieren.
Auftritt: Braufactum!
Neben dem Import erstklassiger Biere aus verschiedensten Ländern (das auch von Braufactum geführte italienische Isaac der Birra Baladin hat es schon zum Bier des Monats Februar geschafft), braut das neue Label der Radeberger Gruppe auch in Eigenregie und hat dabei einige Hochkaräter hervorgebracht, alles unter Beachtung des deutschen Reinheitsgebotes ganz ohne extravagante Zusätze.
Die Preise für die Biere sind leider gepfeffert, was sich unter anderem in der sichergestellten Kühlkette von Erzeuger zu Einkäufer begründet.
Es lohnt sich dennoch, die Qualität überzeugt.
So wie wir vom Bier-Index sieht Braufactum Bier als hochqualitatives Genussmittel und nicht als massentaugliches Rauschmittel.
Stellvertretend für diesen Geist und die guten Braufactum Biere haben wir uns deshalb im Monat April für das Indra, ein Weizen IPA entschieden.
Mit seinem hellen und frischen Weizencharakter und seiner enorm geschmacksintensiven und fein abgestimmten Komposition ist es genau richtig, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu begrüßen, die uns diese herrlich frischen Frühlingstage bringen.
Bier des Monats Dezember 2010
Hopus
Hopus Pokus Fidibus flüsterten die Braumeister, als sie im trüben Licht des letzten Vollmondes des Jahres um die Braukessel tanzten und eine uralte vergessene Zeremonie durchführten, die die alten Biergeister in einen zauberhaften Trunk binden sollte.
Nun wir müssen zugeben, dass wir nicht wirklich Einblick in den Brauprozess der Brasserie Lefebvre haben, aber eins ist gewiss: die Belgier haben hier etwas Magisches in die Flasche gezaubert.
Das Hopus ist genau das richtige Bier für diese Jahreszeit. Denn wenn die grimmigen Stürme draußen tosen und die Landschaft mit dicken Schneeschichten bedecken, dann macht man es sich am besten drinnen so richtig gemütlich, schaut sich das Spektakel aus dem Fenster heraus an und lässt sich von einem Hopus ordentlich durchwärmen.
Natürlich würde es am besten passen, wenn man sich an einem rustikalen Pubtisch gesellig mit ein paar Freunden niederlässt. Ein knisterndes Kaminfeuer, dass in einem alten Feldsteinkamin lodert, verbreitet eine wohlige Wärme. Beim stämmige Wirt hinter dem massiven Eichenholztresen wird eine Runde Hopus bestellt. Der Mundschenk schaut nur kurz von dem alten Krug auf, den er bereits seit einige Stunden poliert und gibt der drallen Barmaid einen kurzen Wink. Diese kommt dann mit ein paar Krügen an den Tisch getänzelt, die von der festen Hopusschaumkrone geziert werden.
Aber selbst die Bierindex Redaktion muss sich damit zufrieden geben in solchen oder ähnlichen Bildern zu versinken, die ohne weiteres entstehen während man sich im IKEA Wippstuhl zurücklehnt, die Heizung etwas höher dreht und zum Hopusglas greift, das auf dem Kiefernholzfurnier des Wohnzimmertisches steht.
Dann fliegen die Gedanken, getragen von Geruch und Geschmack des Hopus und der in der Luft liegenden Weihnachtsstimmung, hinaus in eine andere magische Welt.
Dabei sollte man jedoch aufpassen, dass man dem Hopus mit seinen wärmenden 8,3% nicht zu intensiv zuspricht, sonst tragen einen die Weihnachtselfen im besten Fall schnell ins Land der Träume und im schlimmsten Fall bemerkt man am nächsten Morgen vielleicht, dass die liebreizende Fee vom vorherigen Abend doch eine knorrige Hexe ist...
Mit diesen Worten verabschieden wir uns von diesem Jahr und wünschen den Bier-Index-Benutzern eine magische Weihnachtszeit.
Bier des Monats Februar 2009
Schneider Weisse - Tap 6 - Aventinus
Ein weiteres Mal beweist der Bier-Index, dass er sich nicht davor fürchtet, komplizierte Biere zu empfehlen. Im Allgemeinen werden Hefeweizen ja eher für ihre Frische und Leichtigkeit geschätzt, also eher zur warmen Jahreszeit getrunken. Liebhaber herberer und kräftigerer Genüsse tendieren meist zu Pilsenern, Märzen und Bockbieren. Das an sich ?leichte Biergenre? mit einem Starkbier zu veredeln, ist gewagt?und lohnend.
Stellvertretend für viele interessante Weizenstarkbiere präsentieren wir in diesem Monat das ?Aventinus? der Schneider-Brauerei aus Kelheim, welches zweifelsohne zu den bekannteren Vertretern seiner Sorte gehört. Es ist ein dunkler, und mit 8,2 Umdrehungen ziemlich starker Doppelbock. Bierkenner schätzen ihn vor allem für seinen champagnerartigen Charakter und seine reichhaltige, dunkle Fruchtigkeit.
Der Name stammt übrigens von der Straße, in der sich einst die Münchner Abfüllhalle der Schneiders befand: Aventinstraße.
Bier des Monats Juli 2015
BrewBaker Berliner Framboise Saures Vollbier
Berlin, bewegt, belgisch
Lange Zeit war es ruhig um Michael Schwab, Berliner Bierkennern besser bekannt als Brewbaker. Vertriebsprobleme, Nachwuchs und eine Episode als Kuckucksbrauer hielten die meistbewegte Brauerei Berlins in Schach.
Doch nun steht die neue Brauanlage in der Sickingenstraße in Moabit, und mehr und mehr neugierige Blicke wandern zurück zu einem der kreativsten Brauer und Craft-Urgesteine Berlins. Wie wird er sich, mit neuer Brauerei und neuem Design, in der gewachsenen Berliner Bierwelt schlagen? Eine erste Kostprobe gab es unlängst im Castle Pub Berlin, wo er von inzwischen 20 Zapfhähnen stolze 17 für ein Wochenende übernahm.
Die Rückkehr dieser ebenso oft gescholtenen wie gerühmten Brauerei auf Berliner Boden und über Berliner Gaumen möchten wir mit einem Bier begleiten, an dem es definitiv nichts zu meckern gibt, und das wie kaum ein anderes in die warme Jahreszeit passt. Bier des Monats Juli: Brewbaker Berliner Framboise.
Bier des Monats April 2015
Spent Bierfabrik Berlin Collaboration Maple Walnut Stout
Dunkle Schönheit aus Berlin
Am 22. November 2014 pilgerten wir zum Winter Beer Day nach Hamburg und luden dort zu unserem kleinen Workshop: ?Raus aus der Nische ? Craft Beer für die Massen?. Vom Gastgeber, dem Alten Mädchen, mal wieder hervorragend inszeniert, lockte die Veranstaltung ein bunt gemischtes Publikum an.
Auch die ausschenkenden Brauereien boten ein abwechslungsreiches Bild und wir trafen erstaunlich viele Berliner Bekannte wieder. Hinter den Zapfhähnen standen unter anderem auch die Jungs von der Berliner Bierfabrik und so kam es, dass wir das Maple Walnut Stout von ?umme Ecke? zuerst im fernen Hamburg tranken. Sofort war klar, die herrliche Malzbombe muss noch in diesem Winter den Titel Bier des Monats verliehen bekommen.
Zurück in der Hauptstadt erfuhren wir jedoch, dass die erste Charge bereits vergriffen war. Da das Bier zudem nicht ausschließlich von der Bierfabrik gebraut wird, sondern in Zusammenarbeit mit dem Spent Brewers Collective, mussten wir uns mit der sorgfältigen Verkostung ein wenig gedulden.
So ist es dann doch schon April und, zum Glück, nicht mehr wirklich Winter. Das Maple Walnut Stout bleibt dennoch ein absolut empfehlenswertes Bier und darf ruhig das ganze Jahr über getrunken werden. Zumal der Gedanke an einen kuscheligen Abend mit der dunklen Schönheit auch die Aussicht auf den nächsten Winter erträglicher macht.
Bier des Monats September 2014
Onkel Herbert Rhabarber Weisse
Echter Rhabarber statt künstlicher Waldmeister
Die Wiederbelebung der hiesigen Bierkultur ist eines der frommen Ziele der Bierbewegung. Da kann es natürlich nicht angehen, dass ein urdeutscher Bierstil in den Staaten zelebriert wird und hierzulande höchstens mit Sirup als genießbar gilt. Zum Glück tut sich etwas im Bereich Berliner Weisse - und nicht nur in Berlin:
Der Dank des genussvollen Konsumenten geht an Brauer wie Michael Schwab, Andreas Bogk, Fritz Wülfing, Sebastian Sauer, an die Braumanufaktur und die Meierei Potsdam, und jetzt eben auch Phillip Roberts ? all jene Brauer, die sich bemühen, die in den letzten Jahrzehnten auf die Zahl 1 geschrumpfte ?Vielfalt? unseres Nordlandchampagners aus eigener Kraft zu reanimieren.
Onkel-Bier kommt aus Düsseldorf, sein Begründer ist ein typischer Quereinsteiger der sogenannten ?2. Welle deutscher Craft Brewer? (Entwickeln sich hier Strömungen analog zu Stilen in Kunst & Musik? Classic Craft, Modern Craft und jetzt Nu Wave Craft? Dann warte ich gespannt auf Poststructure-ale-ism und Pub Step?). Daher wurden die ersten beiden Biere in der de Proef Brouwerij in Belgien hergestellt, im Wülfingschen Kuckucksbrauverfahren (auch Auftragsbrauen genannt). Der Vorteil der Herstellung in Belgien, so Roberts, liege u.a. darin, dass einen belgische Brauer nicht anschauen wie Belzebub höchstpersönlich, wenn man ihnen anträgt, Brettanomyces-Hefe in die Brauerei einschleppen zu wollen.
So oder so, mit der leckeren Rhabarber-Weisse hat dieser nun ausklingende Sommer auf jeden Fall ein frisches, balanciert saures Fruchtbier?Gemüsebier?Frumüsebier?Ach, ist doch auch schnurzpiepegal!?gewonnen.
Bier des Monats Juni 2014
Handwerk All-Day IPA
Bewusst trinkbar gebraut
Bewegt man sich in der Craft-Beer-Szene, stößt man an allen Ecken auf Extreme:
Bitterkeit, die so stark ist, dass der menschliche Gaumen sie nicht mehr wahrnehmen kann.
Alkoholgehalt, der sich in Likörregionen bewegt.
Fassgelagerte Spezialabfüllungen in strengstens limitierter Auflage.
Diese Extreme sind, entsprechende Qualität vorausgesetzt, herrlich. Der Gaumen wird gefordert, es gibt stets Neues zu Entdecken und die Brauerzunft schafft es, sich ständig gegenseitig zu inspirieren.
Doch nur in Extremen kann man nicht leben. Zudem kann manch unerfahrener Gaumen auch von noch so gut komponierten Braukunstwerken verschreckt werden, wenn sie sensorisch einfach überfordern.
In Deutschland scheint sich die Bierwelt gemäßigter zu entwickeln, als in den meisten der rührigen internationalen Märkte. Der Fokus liegt stärker auf spannenden aber trinkbaren Bieren, als auf möglichst abgefahrenen Experimenten. Dies ist sicher nicht zuletzt der hochwertigen Ausbildung der deutschen Biervirtuosen geschuldet. Wer technisch sauber braut, muss seine Fehler eben nicht hinter überdosierten Hopfengaben verstecken.
Daneben ist Bier eben auch des Deutschen Alltagsgetränk, das er auch ganz entspannt im Sommer auf der Wiese, im Biergarten oder neben einem lockeren Gespräch genießen möchte. Ohne Verkostungskelch und mit angestrengter Konzentration auf komplizierte Aromenspiele, die auf die Zunge einstürmen.
Aus diesem Grund sind die friedlichen, leckeren und gut trinkbaren Biere auch so wichtig, welche die Kunde über die vielfältigen Möglichkeiten von Bier subtil in die breite Masse tragen, statt den Holzhammer zu zücken und die Starken von den Schwachen zu trennen.
So ist es letztlich nicht verwunderlich, das Rui Estevez, Inhaber der Marke Brewers and Union, seine Bierideen in einer deutschen Brauerei umsetzen lässt.
Das Handwerk ist dabei explizit darauf ausgerichtet täglich unkompliziert genossen zu werden. Ein All-Day IPA eben, wie es auch das Etikett schon verrät. Diese Aufgabe erfüllt es hervorragend und hat sich damit den Titel Bier des warmen Monats Juni redlich verdient.
Bier des Monats März 2014
ChamOpf
Die diesjährige Braukunst Live! erfüllte uns einmal mehr mit Wehmut ob der Myriaden an meisterhaften Kreationen, die unverkostet bleiben mussten. Auf dem Trubel der Messe blieb zwischen sauren Portern von Freigeist Bierkultur, süßen Berliner Weissen von Toccalmatto und Röstmonstren wie dem Spaghetti Western von Brewfist blieb kaum Zeit, in gebührender Ruhe zu verkosten.
Es kommt jedoch nicht von ungefähr, dass unser Bier des Monats keines dieser abgefahrenen Experimente ist. Denn möchte man ermitteln, ob eine Brauerei ihr Handwerk versteht, so beginne man nicht mit den bis ins Biervana gehopften Aromabomben, die durch Intensität eventuelle Fehlerchen überdecken, sondern taste sich über jene Bierstile heran, die Missgriffe weniger verzeihen.
Das ChamOpf der Hofmark Brauerei ist so ein Gradmesser. Ein klassisches Pils, naturtrüb und intensiv, aber nicht übertrieben gehopft, besticht es durch angenehme Trinkbarkeit trotz unverkennbarer, aromatischer Präsenz.
Es ist fast ein wenig schade, dass der Hofmark/BrewDog-Stand mehrheitlich ob der gehypten Biere des schottischen Überfliegers (als deren Importeur Hofmark fungiert) besucht wurde, denn es ist gerade die eigenwillige Verbindung von deutscher Traditionsbrauerei und internationalem Craft-Boom, die diese Liaison (auch geschmacklich) so spannend macht. Das ChamOpf zeigt mit gemütlicher Unbeschwertheit, dass sich die hauseigenen Produkte keinesfalls verstecken müssen.
Bier des Monats Dezember 2013
Riegele Ator 20
Würde man uns fragen, wo man die Grenze zieht zwischen klassisch deutscher Qualitätsbrauerei und einer, die sich zudem noch als Craft-Brauerei bezeichnen darf, wir kämen wohl am Brauhaus Riegele als Paradebeispiel nicht vorbei.
Einerseits haben die Augsburger sich mit ganz traditionellen Bieren ihren Erfolg zusammengebraut. In fünfter Generation in Familienhand, steht die Brauerei für Beständigkeit und regionale Verortung. Andererseits ruht man sich bei Riegele nicht auf den Lorbeeren aus, sondern investiert kräftig in Experimente und Innovationen. Das Ergebnis ist eine Sortenvielfalt, die Ihresgleichen sucht, von sherryfassgelagerten Imperial Stouts (die leider arg hochpreisig geraten sind) bis zum einfachen, aber dennoch exzellent gebrauten Dunkel.
Diese Mischung aus Tradition und Kreativität findet sich auch in unserem Bier des Monats, dem Ator 20. Auf der einen Seite ist es ein hervorragender Vertreter des guten, alten Doppelbocks, auf der anderen schmeckt man an jeder Stelle des Trinkvergnügens den Mut, ein wenig mehr zu wagen. Zudem passt er auch noch ausgezeichnet in die Weihnachtszeit und zu den deftigen Genüssen, die sie bringt.
Bier des Monats September 2013
Sierra Nevada - Torpedo Extra IPA
Über Jahrzehnte hinweg war der deutsche Biertrinker zufrieden, den Rest der Welt zu ignorieren und von ihm ignoriert zu werden. ?Wir brauen eh das beste Bier, könnt auch gern was abhaben, aber bleibt uns mit eurem belgischen Kirschgepansche und dieser amerikanischen Reismaismaische vom Leib!? ? so oder ähnlich klang der Grundtenor.
Und jetzt kommt?s ganz dicke, denn der Ami steht vor der Tür und will hier Bier brauen, und richtig gutes obendrein! Anfängliche Skepsis wandelt sich allmählich zu Begeisterung, und
?Das können die doch gar nicht.? wurde zunächst zu ?Können die das??, und Eingeweihte sind mittlerweile bei ?Die können das!? angelangt.
Stone Brewing, die Brooklyn Brewery, BrewDog (okay, das sind Schotten, aber sie brauen ziemlich amerikanisch) ? namhafte Craft-Beer-Brauereien, die allesamt ein ernsthaftes Auge auf den deutschen Markt geworfen haben. Auch der Auftritt der Brewers Association auf der Berliner Biermeile ist ein Zeichen der Zeit, denn wenn selbst auf einer Massenveranstaltung plötzlich Firestone Walker, Lagunitas und Sierra Nevada ausgeschenkt werden, dann ist ein Trend in die richtige Richtung nicht mehr zu leugnen.
Um diese Entwicklung gebührend zu zelebrieren, küren wir in diesem Monat eines der absoluten IPA-Flagschiffe aus jener Craft-Brauereivereinigung zum Bier des Monats: Das Torpedo Extra IPA. Zudem steht es für eben jene Entwicklung des deutschen Marktes, denn bei Verkostungen kann es mit seiner ausgezeichneten Balance zwischen malziger Süße und knalliger Hopfigkeit regelmäßig auch IPA-unerfahrene Bierfreunde überzeugen.
Bier des Monats Juni 2013
Aalener Löwenbräu Löwenpils
Aalener Löwenbräu Löwenpils
Wie stellt man sich deutsche Kleinbraueridylle vor? Ein mittleres Brauhaus im Ostalbkreis vielleicht, wo der Braumeister und der Gerstenbauer sich noch die Hände schütteln? Wo frisches Quellwasser vom Albtrauf seinen Weg ins Bier findet und klassische Hopfensorten wie Tettnanger und Spalter für ein kräftiges Aroma sorgen?
So weit, so gut. Doch tauscht man die Namen aus, trifft das noch immer auf hunderte Brauereien in Deutschland zu. Wir aber suchen nach Anzeichen von Innovation und dem Streben nach Perfektion. Dass es dabei nicht immer ein IPA oder ein Bourbon barrel-aged Bock (den man bei Aalener Löwenbräu durchaus auch bekommen kann) sein muss, zeigt das Pils mit der Hopfensorte Spalter Saphir. Schließlich werden wir nicht müde zu betonen, dass auch unsere traditionellen Stile noch längst nicht am Ende der Bierfahnenstange angekommen sind, sondern geradezu nach einer Wiederbelebung lechzen. Hopfenstopfen gibt es eben nicht nur bei IPA & Co, sondern auch bei diesem Pilsener.
Das Löwenpils zeigt eindrucksvoll, wie schmackhaft des Deutschen liebste Biersorte ist, wenn sie nicht zuvor durch den Fleischwolf der Massenverträglichkeit gedreht wurde, und sichert sich somit zurecht unsere Auszeichnung zum Bier des Monats Juni.
Bier des Monats Dezember 2012
Firestone Walker Parabola
Südkalifornien ist nicht unbedingt für seine strengen Winter bekannt. Dennoch kommt aus dieser Region, genauer aus Santa Barbara County, ein Bier, dass es wie kaum ein zweites versteht, nasskalte Witterung aus Köpfen, Herzen und Bäuchen zu vertreiben ?
Firestone Walker Parabola
In besagter Brauerei hat man die Gärung in Holzfässern zu neuen Ehren gebracht. Zugrunde liegt das traditionelle ?Burton-Union-Verfahren? aus der Heimatstadt des India Pale Ales, bei dem während der Gärung überschäumendes Bier aufgefangen und zurück in die Fässer geleitet wird. In Paso Robles passte man diesen Prozess für kleinere Gefäße an, um Schwankungen in Temperatur und Geschmack zu minimieren ? so erblickte ?Firestone Union? das Licht der Welt.
Auch im Bereich Fassreifung war Adam Firestone als Winzer bestens gerüstet, das Beste aus den von ihm und David Walker eingebrauten Schöpfungen herauszuholen. Heutzutage bestimmt Matt Brynildson, einst passionierter Heimbrauer, über Wohl und Wehe der ihm anvertrauten Malzlinge.
Mit Erfolg ? Firestone Walker, und insbesondere ihr unglaublich weiches Imperial Stout, steht für die Qualität, die mit Geduld und Leidenschaft erreicht werden kann. Uns hat das Parabola mit glücklichen Seufzern in die Couchkissen sinken lassen. Was kann man sich zu besinnlicher Zeit von einem Bier mehr wünschen?
Bier des Monats Juni 2012
Weißenoher Klosterbier Kloster-Sud (Kloster Spezial)
Nachdem im letzten Monat mit dem ?Space Man IPA? ein nur sehr schwer zu bekommendes Bier den Titel abräumte, möchten wir im Juni ein Bier vorstellen, das recht weitläufig verfügbar ist:
Den Weißenoher Kloster-Sud.
Schon als es den Bier-Index noch nicht gab pilgerten wir des Öfteren durch die Getränkefachmärkte unserer Gegend, stets auf der Suche nach Abwechslung, nach Bieren jenseits des kleinsten, gemeinsamen Geschmacksnenners.
Dieses Bier fiel uns dabei schnell positiv auf und gehört seitdem auf den Einkaufszettel, wenn wir mal nicht abgefahrene Importbiere oder nur lokal erhältliche Spezialitäten verkosten.
Es verbindet ein schönes Aroma mit hoher Süffigkeit, erinnert dabei an Old Ales und ist dennoch ein traditionelles, deutsches Brauerzeugnis. Da es zudem im Vergleich zu unseren sonstigen Vorschlägen nicht nur einfach, sondern auch noch günstig zu haben ist, gibt es diesmal wirklich keine Ausrede: Probieren!
Bier des Monats September 2011
Samuel Smith's Old Brewery Pale Ale
Der September ist da, und obwohl wir es nach diesem verhunzten Sommer eigentlich nicht wahr haben wollen, wird es wohl wieder kühler werden. Was läge da näher, als unsere Sehnsucht nach sommerlicher Frische mit den bedächtigeren, schwereren Tönen des beginnenden Herbstes zu vereinen?
Genau an solch einem Spagat versucht sich das Old Brewery Pale Ale, und weil es dabei auch noch gut aussieht, erhält es unsere heißbegehrte Prämie ?Bier des Monats?.
Die Samuel Smith-Brauerei befindet sich übrigens immer noch in Familienbesitz, steht in Tadcaster, UK, und hat eine bewegte Geschichte von Spaltung und den Versuchungen des Massenmarktes zu erzählen. Auch heute noch sieht man sich dort als Bewahrer handwerklicher Brautradition ? so werden die Gebräue beispielsweise mit Algen geklärt, um industrielle Filtermethoden zu umgehen. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn es wäre schade um die vielen, schönen Produkte aus diesem Haus.
Als kleine Besonderheit haben wir diesmal keine einheitliche Redaktionsbewertung. Stattdessen erhaltet Ihr die drei Eindrücke unserer Tester. Denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und auch wir sind uns nicht in allem einig. Worin genau, das könnt Ihr in unseren drei Testberichten lesen.
Bier des Monats Juni 2011
Berliner Bürgerbräu Bernauer Schwarzbier
Nachruf
Schon im letzten Jahr segnete eine alte Dame der Berliner Brauereilandschaft das Zeitliche. Die gute Berliner Bürgerbräu-Brauerei konnte den Druck der rücksichtslosen, kapitalistischen Welt nicht länger ertragen und ergab sich den schwarzen Händen des kommerziellen Ablebens. Ihre Kinder jedoch, so hieß es, würden unter der Obhut der neuen Oheime weiterleben, doch ach! Auch unter ihnen gibt es nun Opfer zu beklagen:
Berliner Bürgerbräu Heller Bock
Berliner Bürgerbräu Dunkler Bock
Berliner Bürgerbräu Berliner Weisse
Berliner Bürgerbräu Bernauer Schwarzbier
Nun heißt es, sie seien nicht beliebt genug gewesen. Nicht produktiv genug. Doch Jenen, die sie kannten, werden sie schmerzlich fehlen, denn ohne sie ist die Berliner Bierwelt ein ganzes Stück leerer. Besonders das ?schwarze Schaf? der Familie werden wir vermissen, denn mit dem Bernauer Schwarzbier geht auch die letzte Erinnerung an den einst blühenden Brauereistandort Bernau. Nie wieder werden wir seinen runden Körper auf der Zunge spüren, nie wieder seinen schokoladigen Abgang schmecken.
Was bleibt uns im Angesicht einer solchen Tragödie noch? Vielleicht fragt sich Mancher, wie er sie hätte verhindern können? Welche Fehler haben wir gemacht? Denn es ist leicht, auf die herzlosen Konzerne zu schimpfen, die uns letzten Endes aber immer das verkaufen, was wir bereit sind, uns reinzuschütten. Hoffen wir, dass wir hieraus lernen, denn tatsächlich liegt es in unser Aller Hände und Gaumen!
Schwört dem durchschnittlichen Konzernbier ab! Unterstützt lokale Familienbrauereien! Seid offen für andere Geschmacksrichtungen! Vielleicht kann eure Bierspezialität dann überleben. Diese hier konnten es aus Mangel an Nachfrage nicht. Nicht weil sie schlecht waren, sondern weil sie nicht bekannt genug waren. Traurig.
Bier des Monats August 2009
Duyck - Jenlain Ambrée
Allons brasseurs de Jenlain,
Le jour de gloire est arrive.
Zum ersten Mal zieht ein französisches Bier in die Ränge der Biere des Monats ein. Ein sehr spritziges Starkbier, was ideal zu einem mitteleuropäischen Sommer passt, in dem sich warme, unbeständige Wetterlagen mit kalten, unbeständigen Wetterlagen abwechseln. Uns überzeugte, dass das Jenlain Ambrée eines der wenigen Starkbiere ist, das mit seiner fruchtigen Frische ideal zu einem ausklingenden Sommerabend in geselliger Runde passt, ohne einen zu erschlagen.
Bereits im Jahre 1950 bewiesen die Duycks ihren grünen Daumen und recycelten ausgediente Champagnerflaschen, um diese dann mit ihrem Bier zu befüllen. Seit je her gibt es Jenlainbiere in den ?praktischen? ¾ Liter-Flaschen. Wenn man die Abfüllung in Dosen und in typisch französische Miniflaschen betrachtet, wohl die beste Wahl, dieses Bier zu genießen.
Bier des Monats Oktober 2008
Liberty Ale
Der Herbst ist mit Wind, Regen, Pauken und Trompeten in den heimatlichen Landen eingefallen. Überall, selbst nördlich der Weisswurstgrenze, schießen Festzelte wie die Pilze aus dem Boden und locken Trinkfreudige mit fußtrockener und dennoch feuchtfröhlicher Atmosphäre. Was wäre da passender als...mal etwas Unpassendes auszuprobieren, und als Bier des Monats KEINES der zahlreichen Oktoberfestgebräue vorzuschlagen?
Wir widmen diesen Monat dem ?Achnor Liberty Ale? aus dem Norden Kaliforniens. Dieses herrlich bernsteinfarbene Bier wurde 1975 ebenfalls zu einem festlichen Anlass, nämlich der 200-Jahrfeier der amerikanischen Revolution, erstmals angestochen. Es überzeugte uns durch seine harmonische Kombination aus wärmender Stärke, weicher Vielfalt und wohltuender Frische. Außerdem entspricht es so gar nicht dem Klischee eines faden Ami-Gebräus.
Ach ja...mit 5,9 Vol.% kann es mit vielen Oktoberfestbieren locker mithalten, und mit der kleinen Flasche ist man in jedem Festzelt mit Sicherheit eine Kuriosität. Go zapf this!